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Abschied von der Insel
Das letzte Frühstück. Das Taxi ist für 10:00 Uhr bestellt. Yasmin
verschenkt unsere Luftmatratze an eine französische Familie, die mit
zwei kleinen Kindern zwei Hütten weiter wohnt. Jasmin braucht keine
Matratze mehr, denn ihr wurde schon eine "vom Universum" geschenkt was
bedeutet, sie hat sie unter ihrer Hütte gefunden und sich gekrallt.
Wir reden noch ein wenig mit Brigitte und Ihrem Mann, einem deutschen
Ehepaar, die eigentlich zum Schnorcheln da sind, was aber nur Nachts
möglich wäre. Schade eigentlich. Dann begleichen wir die Rechnung und
verabschieden uns.
Das Taxi ist rechtzeitig da, eher noch zu früh. Mit uns fahren zwei
Holländerinnen, die aber nicht mit dem Zug, sondern mit dem VIP-Bus nach
Bangkok weiterfahren. Der Bus hat den Vorteil, dass er etwas schneller
ist, allerdings hat er keine Betten. Ich kann den Zug nur
empfehlen.
Unterwegs klappert das Taxi noch ein paar weitere Ressorts ab.
Schließlich sind wir zu siebt. Das Gepäck ist komplett auf dem Dach
untergebracht. Für die Fahrt zahlen wir 50 Baht pro Person. Als wir mit
den Rucksäcken zum Pier laufen hören wir noch, wie sich die Fahrer
unterhalten und irgendetwas über Hat Salad sagen. Wahrscheinlich hätten
wir je 100 Baht zahlen müssen. Wir machen, dass wir weiterkommen.
Tickets für die Fähre kann man noch nicht kaufen. Der Schalter macht
erst eine Stunde vor der Abfahrt auf und die ist um 13:00 Uhr. Dann also
nochmal zur Swiss Bakery, auch um einen Sack Croissants als Proviant zu
kaufen. Leider geschlossen. Also schlagen wir in einem anderen Laden bei
Kaffee und Cola die Zeit tot. Bei Mr. Toh gibts sogar Kaffee aus der
Saeco-Maschine, die von der Straße gut sichtbar auf einem eigenen Tisch
steht und bevorzugt von ihm bedient wird. Die Tassen sind aus Bambus. An
der Wand hängen Fotos von Palmen, Meer und Booten, bei denen die Farbe
Rot komplett fehlt.
Mr. Toh hat auch eine Travel Agency und ruft dauernd, wenn ein neues
Gesicht an der Straße vorbeiläuft, "where do you go?" und manchmal fängt
er damit auch einen Kunden.
Die Fahrdauer auf der Fähre erscheint mir ewig. Uns gegenüber sitzen
zwei Österreicher mit einer recht jungen Thai. Die Typen sind das, was
man bei uns als 100%ige Assis bezeichnen würde. Saufen Bier, lallen,
verschütten die Hälfte. Dazu sind sie großflächig tätowiert und sehen
irgendwie verhaut aus. Die Geschwindigkeit ihres Redens wird
wahrscheinlich nur noch unterboten von der Geschwindigkeit ihres
Denkens, so dass sie sich gut mit Amöben verstehen dürften. Die Thai
sieht auch nicht besonders glücklich aus, aber die beiden haben nun mal
das Geld. Zur Ehrenrettung der Österreicher: es hätten genausogut
Deutsche sein können. Ich hoffe nur, dass die Thais, die dem Spektakel
beiwohnen nicht denken, dass "wir" alle so sind.
Ein Bus wartet auch schon am Pier. Ob wir hier richtig sind? Wir
sollen einsteigen, sagt der Fahrer, OK. Und wieder zuckeln wir die lange
Strecke nach Surat Thani, zum Bahnhof Phun Phin. Die Klimaanlage gibt ihr
Bestes, aber da haben wir schon mehr gesehen. Der Schweiß läuft in
Strömen und kein Fenster, das man öffnen könnte. Wenn ich mir vorstelle,
in solch einen Bus noch länger unterwegs sein zu müssen...
Nach einer Stunde sind wir endlich da. Nur wo. "Railwaystation", sagt
einer der Begleiter und will, dass wir alle aussteigen. Ein Teil der
Mitfahrer will zum Flughafen, der andere, auch wir, zum Bahnhof.
Tatsächlich sind wir aber gar nicht am Bahnhof. Der ist etwa 16 km
weiter und außerhalb der Stadt. "Get your luggage", sagt er, aber ich
will nicht und frage ihn, wo hier der Bahnhof ist. Der Kerl ignoriert
mich einfach und unterhält sich mit seinem Kollegen und ich höre raus,
dass wir ein Taxi nehmen sollen. Ich nehme ihn am Arm, es ist aus mit
ignorieren und frage nochmal eindringlicher, wo denn hier der Bahnhof
ist. Zur Unterstützung fuchtle ich mit der anderen Hand herum. Ich
versuche ihm zu erklären, dass wir bis zum Bahnhof bezahlt haben.
Jetzt werden auch die anderen Traveller unruhig und bereiten die
Revolution vor. Soweit kommt es dann aber doch nicht, denn er lässt den
Bus weiterfahren. Der Gauner. Wollte doch für ein paar Baht Sprit
sparen. Schließlich werden wir doch noch vor dem Bahnhof abgesetzt, vor
dem es von Werbern wieder mal wimmelt.
Lauter Thais, die uns zeigen wollen, wo wir hin sollen, wo das Gepäck
abstellen, wo was essen. Aber nicht mit uns. Wir schultern die Rucksäcke
und gehen demonstrativ in die falsche Richtung. Prompt landen wir in
einer tourifreien Umgebung, einer Straße, mit einer schier endlosen
Reihe von Essensständen.
Der Zug fährt erst um 21:00 Uhr, also gehen wir mal essen. Nachdem
vor jedem Restaurant einer davor steht und uns reinwinkt, gehen wir zum
allerletzten in der Straße. Das Essen ist relativ teuer, die Portionen
dafür klein. Man ist auf Bahnreisende eingestellt, vor allem auf
Nichteinheimische. Der Besitzer ist aber nett. Er fragt uns, wann unser
Zug geht und bedeutet, dass wir ruhig solange bei ihm sitzenbleiben
können. Zur Unterhaltung bringt er uns ein paar Prospekte.
Paradoxerweise sind die von Koh Tao und Koh Samui, wo ihm doch klar sein
muss, dass wir irgendwo da her kommen müssen. Egal, es war nett
gemeint.
Yasmin bestellt sich eine Flasche "Vitamilk". Das steht zwischen den
anderen Getränken, sieht aber ganz anders aus. Weiß eben. Es schmeckt,
als hätte man einen Sack Hafer in Milch aufgelöst und ersetzt
wahrscheinlich ein komplettes Frühstück. Die Bedienung erklärt aber
später auf Anfrage, dass es Sojamilch sei und die schmeckt wohl so.
Der Zug lässt leider auf sich warten und erscheint eine knappe Stunde
zu spät auf dem falschen Gleis. Yasmins Rucksack fällt noch vor dem
Losfahren prompt vom Gepäcknetz einem älteren deutschsprachigen Herrn
auf den Kopf.
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