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Fahrt nach Chiang Mai
Ab 9:00 Uhr ist kein Schlafen mehr möglich, denn die Stadt erwacht zum
Leben. Nicht, dass sie geschlafen hätte. Es ist eher so, wie wenn man auf einem
Iron Maiden Kozert einen Meter vor den Box steht und dann noch etwas näher
rangeht. Man bemerkt doch einen feinen Unterschied. Die Klimaanlage hat sich
das über Nacht geschlossene Fenster zu Nutze gemacht, um den Kampf mit der
Minibar wieder aufzunehmen. Glücklicherweise hat das Zimmer ein Bad mit heißer
Dusche, zum aufwärmen.
Zum Frühstück gibts die Auswahl "Continental" oder "American". Ich glaube,
weder auf dem Kontinent noch in Amerika ist Nescafe, noch dazu falsch dosiert,
ungeheuer beliebt. Vielleicht in England, aber sind die denn repräsentativ? Der
Nescafe wird uns jedenfalls noch weiter verfolgen. Wir machen uns auf den Weg
zum Bahnhof.
Dort können wir für 30 Baht pro Teil unser Gepäck abladen, denn unser Zug
fährt erst spätabends los. Wir finden im Bahnhof sogar ein "Coffebucks", in dem
wir endlich einen richtigen Kaffee bekommen. Natürlich haben wir vergessen, am
Flughafen den Rückflug zu bestätigen. Das ist aber halb so wild, denn die
Filiale von Swiss Air ist in der 990 Rama VI Road. Nachdem wir ohnehin ein
wenig in der Stadt rumlaufen wollten, passt das ja ganz gut. Dachten wir.
Wir hatten in der TAT einen Plan bekommen, aber leider stimmt der mit der
Realität nur teilweise überein. Manche Sachen fehlen schlichtweg. Nachdem wir
also 30 Minuten in die völlig falsche Richtung gelaufen sind, kehren wir um und
finden diesmal auch die Straße gleich. Nach einer Viertelstunde sind wir bei
Nummern über der Tausend, leider aber auf der falschen Seite. Es ist unmöglich,
die Straße ohne Ampel zu überqueren. Die nächste ist ein paar Minuten zurück
und wir müssen in den sauren Apfel beißen. Lustigerweise sind die Nummern auf
der anderen Seite zwar gerade, aber erst um die 500. Unlustigerweise steigen sie
bei weitem nicht so schnell an, wie auf der ersteren Seite. So brauchen wir
noch eine ganze Stunde, bis wir da sind.
Genaugenommen brauchen wir noch etwas länger, denn die Nummer 990 finden wir
nicht. Vor den Geschäftshäusern, die dort recht nobel aussehen, stehen
hochdekorierte Generäle und einen davon sprechen wir an. Natürlich sind das
keine echten, sondern nur gut ausgestattete Türsteher und Parkwächter. Trotzdem
wird manch echter General neidisch werden, ob der tadellosen und reichlich
behangenen Uniformen. Der Mann schickt uns nach nebenan und wir finden die
Geschäftsstelle im 21. Stock, also etwas oberhalb der Gebäudemitte. Die Swiss Air
Damen sind gut gelaunt denn sie überlegen sich, ob sie heute abend zu Mariah Carey
gehen, die ein Konzert in Bangkok gibt. Wir wünschen ihnen viel Spaß, ohne sie
mit unserer Ansicht über Mariahs Musik zu konfrontieren.
Zurück wollen wir mit dem Bus. Wir finden aber auf dem Weg dorthin ein Mac
Donalds und das ist gut, um sich bei 17°C Raumtemperatur erstmal abzukühlen.
Außerdem ist etwa ein EUR für ein Menü zu verlockend. Wir finden schließlich
eine Bushaltestelle und auch heraus, dass die 4 oder die 109 uns zum Bahnhof
zurückbringt. Die 4 kommt eher. Im Bus sieht es aus, wie wahrscheinlich überall
auf der Welt in Bussen, kurz nach Feierabend. Da lächelt keiner. Gezahlt wird
immer im Bus. Auch hier gibts wieder Uniformen. Gerade im öffentlichen Dienst
wird wohl viel Wert auf ein ordentliches Erscheinungsbild gelegt. Die
Kassiererin läuft mit einer Aufklappblechdose durch den Bus und klappert und
das wird allgemein als Aufforderung zum Bezahlen angesehen. Um 16:30 Uhr haben
wir den Bustrip hinter uns und warten bei Coffebucks auf unseren Nachtzug.
Um 17:30 Uhr steigen wir dann in den Zug und dort funktioniert die
Klimaanlage prima. Erst einmal bekommen wir einen Orangensaft angeboten. Dann
zahlen wir dafür je 30 Baht, aber das Zeug schmeckt nicht besonders. Einer der
Zugbegleiter fragt uns, ob er die Bestellung fürs Essen aufnehmen kann. Kann
er, denn wir sind hungrig. Das Menü gibts für 150 Baht.
Während der Fahrt fällt mir die tolle Vorausplanung in diesem Land auf. Die
Hochautobahn entlang der Bahnlinie ist zwar nicht ansatzweise fertig, nur ein
paar Pfeiler stehen dort, die zahlreichen Werbetafeln auf etwa 30 Meter Höhe
über dem Boden sind aber schon einsatzbereit bzw. bestückt.
Das Essen entpuppt sich als 0815 Thaifutter, ist also gut, aber nicht
besonders. Außerdem gibt es alles in Plastikschalen, von der Suppe, bis zur
Ananas als Dessert. Der Begleiter fragt, ob er die Bestellung fürs Frühstück
auch aufnehmen kann. Kann er aber nicht, weil 6:00 Uhr als geplante Zeit
einfach zu früh zum Essen ist. Schlafen im Nachtzug ist schwierig, vor allem,
wenn man recht groß ist. Die Schlafkojen sind etwa 1.80 lang, außerdem kommt
durch den Vorhang kaum Luft und man hat nicht viel von der Klimaanlage.
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