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Ciang Mai
Um 6:00 Uhr bekommen wir auf unseren Wunsch dann doch einen Kaffee
(Nescafe, versteht sich) und sind kaum später am Bahnhof in Chiang Mai.
Vor dem Bahnhof stapeln sich Taxis, Pickups und Tuktuks, die uns für 10
Baht zu irgendwelchen Hotels und Guesthouses fahren wollen. Wir gehen zu
Fuß, denn es ist ein angenehmer Morgen und wir wissen ja, wo wir hin
wollen. Wir haben uns "Darets Guesthouse" ausgesucht und es ist in
Laufreichweite.
Nach zwei Kilometern und 15 absichtlich verpassten Tuktuks sind wir
an der Stadtmauer und sehen uns das Guesthouse an. Es sieht nett aus,
kostet 160 Baht liegt aber direkt an einer stark befahrenen Straße und
ist alles andere als ruhig. Außerdem ist gerade keiner an der Rezeption.
Der Plan B sieht das "Duang Dee House" vor, zu dem es nochmal 1,5 km
weiter sind. Dieses Haus sieht auch gut aus und kostet 220 Baht. Es
liegt versteckt am Ende einer kleinen Straße und ist unter anderem
ideal, wenn man Nachts schlafen will.
Das Zimmer ist nicht fertig, wird uns gesagt. Kein Wunder, um 7:30
Uhr. Wir wollen frühstücken gehen und stellen unser Gepäck ab. Dann
werden wir auf Deutsch gefragt, ob wir etwas essen wollen. Natürlich
wollen wir und der fragende Uwe erzählt, dass es hier das beste
Frühstück in der ganzen Stadt gibt. Nachdem sich diese Information
gesetzt hat, sagt er netterweise auch noch, dass er der Besitzer des
Guesthouses ist. Zum deutschen Frühstück mit ausgezeichnetem
Filterkaffee läuft AC/DC in dezenter Lautstärke. Die meisten Gäste
stammen anscheinend aus Deutschland oder der Schweiz.
Das Zimmer ist immer noch nicht fertig und Uwe telefoniert mit der
Putzfrau und fragt, wann sie kommt. Sie sagt "gleich", aber Uwe hakt
nach, eine Stunde, zwei Stunden, heute noch, denn "gleich" bedeutet in
Thailand nicht viel. Wir gehen erst mal die Stadt erkunden. Wenn wir
wiederkommen, soll alles fertig sein.
Chiang Mai ist auf den ersten Blick keine schöne Stadt. Es herrsch
ein unglaublicher Verkehr und die Luft kann man schneiden. Gefolgt vom
üblichen "Tuktuk 10 Baht" laufen wir ein wenig planlos herum, während
die Hitze zunimmt. In einem Cafe, das an der Wand verkündet "good
morning Chiang Mai" bekommen wir unser zweites Frühstück, einen Kaffee
mit Croissant. Wir wechseln Geld bei der Thai Military Bank und bekommen
sogar noch einen besseren Kurs, 4955 Baht für 100 EUR.
Zurück im Guesthouse ist das Zimmer tatsächlich fertig. Endlich eine
Dusche, auch wenn sie gleich neben dem Klo ist, oder vielmehr darüber.
An der Decke hängt ein Ventilator. Das ist eigentlich immer
Standardausstattung, wenn keine Klimaanlage vorhanden ist. Diese ist
allerdings von Kawasaki, und obwohl er nicht mit Benzin läuft, hat man
den Eindruck, dass er irgendwann mal eine Cessna angetrieben hat. Selbst
in der kleinsten Stufe erzeugt er einen mittleren Orkan.
Um 13:00 Uhr sind wir wieder frisch und verlassen das Guesthouse. Wir
laufen nicht in die Innenstadt, sondern genau in die andere Richtung und
landen in einem Thai-Wohngebiet. Kein Traveller weit und breit, außer
uns natürlich. Prompt werden wir von den Thais zurückgeschickt, denn wir
sind nicht von hier und wollen ja etwas sehen und das gibts natürlich
nur im Zentrum. Meinen sie.
Unterwegs sehen wir uns das "Wat Chiang Man" an, ein Kloster, von
denen es hier etwa 70 gibt. In jedem sitzt mindestens ein Buddha und
alles ist prächtig in rot und gold geschmückt. Generell gilt in den
Klostern, dass die Schuhe ausgezogen werden müssen. Sicher aus
religiösen Gründen, hier aber bestimmt auch, damit der innen verlegte
Kunstrasen nicht schmutzig wird. Für den Notfall steht aber ein
Staubsauger bereit, denn auch Mönche gehen mit der Zeit.
Von der Kaffeesucht getrieben finden wir einen "Starbucks", in dem es
erfahrungsgemäß guten Kaffee gibt. Vor dem Eingang streiten sich zwei
Italiener und man kann leicht vergessen, dass man auf einem ganz anderen
Kontinent ist. Auf der Straße ist eine große Bühne aufgebaut, auf der
die Roadies in einem Zelt schlafen und auf den Abend warten.
Langsam erwacht der Nachtmarkt zum Leben und eine Bude nach der
anderen öffnet. Es gibt Klamotten, Schuhe, Essen, Uhren, Schmuck,
eigentlich alles, was man sich vorstellen kann. Yasmin will sich neue
Schuhe kaufen, denn die alten verursachen Blasen. Sie findet
Birkenstock, die ihr gefallen und einer schätzungsweise 15-jähriger will
550 Baht dafür, denn die sind "made in Germany", wie er behauptet. Dann
kommt das Handeln: 550, 200, 450, 220, 225. Echte Birkenstock für
weniger als 5 EUR. Ich verzichte darauf, dem Jungen den Unterschied
zwischen falsch und echt zu erklären. Beide haben ein gutes Geschäft
gemacht und sind zufrieden.
Mit der Zeit bekommen wir Hunger und trauen uns näher an einen der
Essenstände heran. Wir bestellen zwei Portionen Nudeln für je 10 Baht.
Das Ganze gibt es in Styroporschachteln mit Stäbchen, schmeckt aber gut.
An Essen gibt es hier eine Riesenauswahl. Da sind Frühlingsrollen,
Riesenschweinesteaks, Schneckenbratwürste, Fischwürste, alles mögliche
in Fett gebackene. Es gibt auch gebackene Heuschrecken und Würmer, wenn
man das mag.
Beim Ausruhen von der Lauferei finden wir eine Bank in einen kleinen
Park. Darin läuft gerade eine hochkulturelle Veranstaltung über
Elefantenmalkunst. Bilder von Elefanten werden ausgestellt, genauer
gesagt, Bilder, die von Elefanten gemalt wurden. Als wäre das noch
nicht genug, ist gerade ein Elefantenmalkünstler am Werk und wird dabei
von einem traditionellen Thai-Musikerquartett begleitet, wohl wegen der
Inspiration. Die Malerei wird dann auch noch für die Zuschauer auf
englisch kommentiert. Irgendwann hat der Elefant keine Lust mehr und ich
kann ihn gut verstehen. Zu viele kritische Beobachter, die sein Werk
nicht zu schätzen wissen. Solche Elefantenmalkunstbanausen wie ich.
Eigentlich wollten wir auf die Band warten, für die gerade aufgebaut
wird. Wir sind aber bereits um 19:00 Uhr einfach zu müde und nehmen auf
dem Rückweg in einem Laden noch zwei Flaschen bekanntermaßen
verträgliches Singha Lager mit und beenden den Tag recht bald auf
unserem Zimmer.
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