Hintergrundbild Roberts Reisebericht
Thailand 2004
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2004-02-15, Tag 05

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Kabelsalat
Silberladen
Straßenmarkt
Fußmassage
Futterstand
Kultur auf der Nebenbühne
Brasserie

Silber und Tand

Ab 8:00 Uhr ist schlafen nicht mehr möglich. Draußen ist es hell und auf einem Nachbargrundstück wird gearbeitet und gehämmert. Nach Kaffee, Baguette und Müsli starten wir wieder in die Stadt. Selbst am Sonntag (oder gerade da?) steppt hier der Bär. Vor dem Stadttor hat sich ein kleiner Markt aufgebaut, auf dem Hilltribe-Kunst und sonstige Sachen angeboten werden, darunter auch viel Tand. Um 11:00 Uhr machen wir eine Pause im Daret's, essen und trinken etwas.

Wir wollen uns nach Silberschmuck umsehen, den man hier im Norden recht günstig bekommen soll. Laut Reiseführer gibts die besten Möglichkeiten in der Wualai Road, fast am anderen Ende der Innenstadt. Die Gegend scheint dort weit weniger touristisch, es sind fast nur Einheimische unterwegs. In dieser Straße reiht sich ein Laden mit Silberzeug an den anderen. Zum Teil werden auch gerade neue Stücke gefertigt und ich sehe, dass es recht lange dauert, bis so ein Löffel seine eigentliche Form erhält, wenn er mit einem Hammer bearbeitet wird.

Yasmin findet in einem Laden einen schönen Armreif und darf ihn anprobieren. Der Preis? Zettel, Stift, aufschreiben, 1300 Baht. Wir üben uns im Kopfschütteln, denn wir haben uns vorgenommen, gut zu verhandeln. Yasmin schreibt 800 auf den Zettel. Die nette Verkäuferin ist allerdings mindestens ebenso gut im Kopfschütteln und so einigen sich die beiden auf 1000 Baht. Ein paar Läden weiter ist es eine Halskette, die Yasmin auffällt. Wir stellen uns aufs Verhandeln ein. "How much?", "650". Wieder schütteln wir, "400". Heftiges Gegenschütteln, "600". Das wird jetzt wohl nicht so leicht. Nächstes Gebot von Yasmin ist 500 und immer noch schüttelt die Verkäuferin. Wir beraten uns und bieten "550, last one". Die Verkäuferin holt einen Taschenrechner und eine Waage. Sie wiegt die Kette und nachdem sie das Bruttosozialprodukt alle APAC-Staaten in Relation zu Ihrem Umsatz gesetzt hat, ist sie einverstanden. Hat sie natürlich nicht, sondern sie hat vielmehr den Silberpreis ausgerechnet und kam zu dem Schluss, dass sie zwar wenig, aber immerhin noch Gewinn macht. Das freut uns natürlich und mit der neuen Beute ziehen wir los zum Guesthouse, um uns vor dem Abend noch ein wenig auszuruhen.

Wir wollen heute Nacht in die "Brasserie" am Fluß, denn dort soll es ab 23:00 Uhr gute Live-Musik geben. Vorher wollen wir nochmal zum Nachtmarkt an der Chang Klan Road, der ist aber erst richtig interessant ab 19:00 Uhr, wenn es dunkel ist. Unterwegs finden wir einen riesigen Straßenmarkt, für den der Verkehr in mehreren Straßen gesperrt wurde. Dort gibt es praktisch alles zu kaufen, was man täglich benötigt, aber auch alles für den Touristen.

Yasmin fragt zwei Kinder, die dort etwas verkaufen, dass wie eine überdimensionale Erdnuss mit vier Beulen aussieht. Leider können beide kein englisch, aber wir dürfen probieren. Es schmeckt irgendwie dattelähnlich mit vier großen Kernen. Später stellt sich heraus, dass das Tamarinde ist.

Um 16:00 Uhr legen wir uns aufs Ohr, um 19:00 Uhr gehts wieder los. Wir kämpfen uns durch den dichten Verkehr zum Nachtmarkt, der mittlerweile vollständig geöffnet hat. Auf der Hauptbühne spielt eine thailändische Coverband amerikanische Songs. Wir stöbern noch etwas herum und suchen was zu essen. Wieder finden wir einen Stand mit Würmern, Maden und Heuschrecken. Jetzt gibts auch noch Frösche. Uhhhh. Da das eindeutig nichts für unsere europäischen Mägen ist, kaufen wir ein paar fade Frühlingsrollen. Als Nachtisch gibts ein "Rotee" Pancake mit Bananen. Das ist einem Crepe recht ähnlich, aber zusätzlich mit Unmengen von Kondensmilch übergossen. Ich hole mir derweil wieder Nudeln, jetzt mal mit einer Bratwurst.

Auf der Hauptbühne großen Bühne rockt eine zierliche Thailänderin im Rockeroutfit Shania Twain. Im Nachmachen sind die Asiaten richtig gut. Als die Band dann mit Bee Gees weitermacht, hält uns nichts mehr. Seltsam. anscheinend ist amerikanische, oder zumindest westliche Musik das Maß der Dinge. Das wundert mich schon, denn Asien ist ja nicht gerade klein und es muss doch irgendwelche lokalen Stars geben, die den Importierten das Wasser reichen können. Nun, jedenfalls nicht auf dieser Veranstaltung. Am Ende bekommen wir noch die Wahl zur Miss Irgendwas 2004 mit, bei der Frauen in ausgefallenen Kleidern und spitzen Hüten um den ersten Platz streiten. Den bekommt eine Frau mit einem Kleid aus den hier allgegenwärtigen Einwegwasserflaschen. Auf dem weiteren Weg zwischen den Einkaufsständen kommt ein Verkäufer etwas aus dem Konzept. Anstatt des üblichen "have a look" sagt er "what's up" und nachdem er keine Reaktion erhält nimmt er an, dass wir wohl Franzosen sind und lässt sich zu einem "come si come ca" hinreißen.

Auf der Nebenbühne rock-popt eine Schülerband auf F, Em7, Dm7, C und das mit Ausdauer. Aber immerhin ist der Text in der Landessprache. Dann zeigen die Jungs, was ihnen wirklich gefällt und liefern beinharten Trash-Metal. Eine Schülerband eben. Der Text dreht sich wahrscheinlich um den Mathe-Fünfer von letzter Woche und den daraus resultierenden Schmerz, dessen Heftigkeit in der Lautstärke aufgeht. Auf der anderen Nebenbühne gibts Kulturprogramm mit klassischer thailändischer Musik und Tanz. Eingängige Melodien, aber auf die Dauer recht eintönig.

Um 23:00 Uhr sind wir unterwegs zur Brasserie. Hier, leicht außerhalb des Gedränges, reiht sich eine Kneipe an die andere und in den meisten gibt es Livemusik. Heute soll ein Spitzengitarrist auftreten und den wollen wir sehen. Es hieß, wir sollen rechtzeitig da sein, um einen Platz zu bekommen.

Die Kneipe ist riesig und fast leer. Viellecht liegts am Sonntag, vielleicht stimmt auch der Reiseführer nicht. Dennoch liefert die 3-4 Mann Band was fürs Ohr. Alles Cover, klar, wir sind ja in Asien. Aber mit Jimmy Hendrix kann er es aufnehmen. Das einzig störende ist nur die Bedienung, die im klassischen Kellneroutfit aufpasst, ob die Gläser leer werden. Das versteht man hier wohl unter gutem Service, ist aber einfach zu viel des Guten.

Ich bestelle noch ein Bier, trinke es aus und wir wollen gehen. Dieses Bier kostet 95 Baht, die letzten nur 80. Na schön. Eigentlich wollte ich der Band einen Zwanziger geben, die gehen jetzt leer aus. Um 2:00 Uhr nachts sind wir erst wieder im Guesthouse, dessen Straße seit dem Morgen komplett unter Wasser steht. Rohrbruch. Und sonntags arbeiten die Stadtwerke nie, hat Uwe gesagt.

Hilltribes

Hilltribes sind zumeist ältere, sehr kleine Frauen, die im Rudel auftreten und leicht an ihren lustigen, bunt geschmückten Hüten zu erkennen sind und Schmuck aus Bauchläden verkaufen. Bei deren Geschäftstüchtigkeit könnte sich manch einer eine Scheibe abschneiden. Es ist fast nicht möglich, ihnen zu entgehen und auch ein "nein" wirkt oft nicht. Machmal ist das wirklich lästig, wenn man einfach nichts kaufen will.

Die Sache hat natürlich auch einen ernsten Hintergund. Die Hilltribes stammen aus Bergdörfern im Norden und waren lange Zeit auf sich alleine gestellt, aber selbstständig. Durch die Erschließung des Landes durch die Thais wird ihnen mehr und mehr der Lebensraum entzogen und ihre sehr eigene Kultur zerstört, bzw. ihr eigenes Wirtschaftssystem, so dass sie darauf angewiesen sind, so ihr Geld zu verdienen.

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