Hintergrundbild Roberts Reisebericht
Thailand 2004
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2004-02-19, Tag 09

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Menam Chao Phraya in Bangkok
Menam Chao Phraya, Wohnhäuser am Ufer
Standing Buddha
Lucky Buddha

Bahnmarathon

Etwa um 5:00 Uhr werden wir von der Bettzuklappbrigade geräuschvoll geweckt. Yasmin geht es leider nicht so gut. Brechreiz und Durchfall haben sie in der Nacht heimgesucht. Meine Erkältung ist auch nicht besser geworden, der Hals tut jetzt auch noch weh.

Mit etwas Verspätung kommen wir um 6:45 am Bahnhof an. Beim Aussteigen haut es uns fast um. Es hat schätzungsweise 30°C bei bestimmt 80% Luftfeuchtigkeit. Sogar meine Brille beschlägt ein wenig. Wir schleppen uns zu Coffebucks und trinken Kaffee und Tee. Yasmin lernt dort die Nähe zur Toilette schätzen.

Wir wollen aber nicht den Tag im miefigen Bahnhof verbringen und deponieren erst mal unser Gepäck. Draußen ist es leider auch kaum angenehmer, nur manchmal bewegt sich die Luft etwas. Wir wollen nach Banglampoo, dort soll es recht schön sein und wir haben einen Tipp bekommen, dass man im "Sawasdee" gut relaxen kann. Außerdem steht noch das Frühstück aus.

Wir nehmen eins der üblichen Bus-Boote auf dem Fluss Menam Chao Phraya, die auch von den Thais benutzt werden. Interessant ist hier, dass die Plätze, die bei uns für Behinderte reserviert wären, zwar auch reserviert sind, allerdings für Mönche. Diese dürfen auch umsonst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wie auch sonst. In der Regel dürfen sie keinen persönlichen Besitz haben und können so auch keine Fahrkarten kaufen. Wir fahren eine halbe Stunde flussaufwärts bis wir merken, dass wir viel zu weit sind. Also müssen wir an der nächsten Station raus und auf das Boot in die andere Richtung warten. Den Fahrpreis von 8 Baht kann man da noch verschmerzen, aber es ist bereits 9:30 Uhr, 35°C und wir hatten immer noch keinen Kaffee.

Wir finden endlich das Sawasdee und bekommen das Frühstück, das bei Yasmin sogar am dafür vorgesehenen Platz bleibt. Das Hotel selber sieht schick aus. Eine große abgestufte Terrasse aus Teakholz und eine unglaubliche Anzahl an Decken- und sonstigen Ventilatoren prägen das Bild, laden aber auch zum Ausruhen ein. Zeit, den ersten Schwung Postkarten auf den Weg zu bringen, die wir noch in Chiang Mai gekauft hatten.

Wir suchen ein paar Sehenswürdigkeiten raus, zu denen wir noch wollen. Auf dem Weg sprechen uns mehere Tuktuk-Fahrer an und wollen uns für 20 Baht überall hinfahren. Zwei Thailänderinnen meinen, irgendwie zu Recht, dass wir uns verlaufen haben und die eine erklärt uns etwa zehn Minuten lang, wo man alles hin muss in Bangkok. Sie wollen uns auch ein Tuktuk organisieren, denn heute ist irgendeine Aktion und die Tuktuks sind billiger. Aber neenee, wir laufen lieber und zwar erst mal zum Golden Mount. Wir finden das zwar nicht, aber ein Tuktuk-Werber findet uns. Er erzählt, dass nur noch heute eine Promotion stattfindet, bei der er Benzingutscheine bekommt, wenn er Touristen befördert. So ganz leuchtet uns das nicht ein und ich frage nochmal "no factory?". Er sagt nein, er will nur die Gutscheine und von uns nur 20 Baht. Wir lassen uns überreden.

Die Fahrt selber ist echt gut, alleine wegen des Fahrtwindes. Zuerst besuchen wir den "Stehenden Buddha". Der ist etwa 45 Meter hoch und wird gerade geschmückt, vielmehr wird ihm eine Art Schärpe umgelegt. Als zweites kommt der "Lucky Buddha". Im Tempel betet gerade ein angehender Lehrer, der bald seine Abschlussprüfung hat, dass alles klappt. Er erzählt uns, dass er sich freut, weil der Lucky Buddha nicht jeden Tag geöffnet ist und er wohl sehr gerne dort hin geht. Die nächste Station ist ein Schneider.

Wir schauen uns an und ich frage mich, was wir hier sollen. Die Erklärung ist einfach. Der Tuktuk-Mann bekommt Provision in Form eines Benzingutscheins, wenn wir etwas kaufen. Der Besitzer zeigt uns Kataloge und will nur 150 EUR für einen maßgeschneiderten Anzug. Wir müssen ihn nicht mal drauf warten, nein, wir können am Ende unseres Urlaubs nochmal vorbeikommen und ihn dann abholen. Abgesehen davon, dass 150 EUR hier für einen Anzug zuviel sind, ist das in der Urlaubskasse nicht vorgesehen und wir wollten gar nichts kaufen. Das machen wir dem Mann klar und sehen zu, dass wir aus dem Laden wieder raus kommen. Der hat volles Verständnis dafür und selbst der Fahrer ist nicht verärgert. Vielleicht haben wir uns ja doch getäuscht und wir haben doch keine thailändische Butterfahrt gebucht.

Wir fahren weiter zu einem Kloster, in dem sich ein "sitting Buddha" befinden sollte. Der geübte Leser erkennt bereits am Konjunktiv, dass sich die Sache anders entwickeln wird. Auch nachdem wir eine Zeit lang über das Gelände geirrt sind, finden wir keinen "sitting Buddha", dafür aber ein paar Mönche, die auf die Frage nach diesem Buddha in herzliches Gelächter ausbrechen. Sie erzählen, dass sie laufend Probleme mit Tuktuk-Fahrern haben, die ihre Kundschaft an Orte bringen, die eigentlich gar nicht für Touristen vorgesehen sind. Einen sitzenden Buddha als etwas Besonderes anzupreisen sei auch alleine daher unsinnig, da die meisten Buddhas sitzen. Nachdem wir noch ein wenig nett mit den Mönchen geplaudert haben, gehen wir zurück, dem Fahrer die Meinung sagen. Der entgegnet mit so etwas wie "oops". Weiter macht ihn die Sache aber nicht betroffen.

Er will uns zur nächsten Station fahren. Wieder eine "Factory" und wir sagen nein und versuchen ihm klar zu machen, dass das nicht ausgemacht war. Wir hatten vereinbart, zu keinem Laden zu fahren. Punktum. Er will aber und sagt bittebitte, aber da gibt es keine Kompromisse. Jetzt wird er patzig und verlangt 200 Baht von uns, denn das Geld sei ihm ja entgangen, weil wir nicht mitspielen. Wir haben 20 Baht ausgemacht und genau das drücke ich ihm in die Hand, nachdem wir ausgestiegen sind. Ich überlege noch, ob ich jetzt meine natürliche Autorität (einen Kopf größer) ausspielen muss, aber er lässt es bei ein paar wilden Flüchen bleiben und knattert davon. Das ist halt die Sache mit der freien Marktwirtschaft, damit kommt zwangsläufig auch die Gier nach mehr. Ansonsten sind die Thais wohl ein Volk, das mehr im Heute lebt und nicht viel in die Zukunft vorausplant.

Jetzt stehen wir um 14:00 Uhr irgendwo in Bangkok und haben keinen Plan, wo wir genau sind. Nach kurzer Sucherei nehmen wir ein Taxi und lassen uns zum Bahnhof zurückfahren. Der Fahrer hat sein Taxameter abgeschaltet, denn wir haben den Preis von 100 Baht vorher ausgehandelt. Wahrscheinlich bekommt er ein paar Baht mehr auf diese Art aber ich denke mir, so ein klimatisiertes Taxi ist Luxus und muss auch entsprechend bezahlt werden. Außerdem tun mir die Füße weh und es ist zu heiß zum Denken (ein Paradoxon?).

Zum weiteren Abkühlen gehen wir direkt am Bahnhof ins Kentucky Fried Chicken auf eine Cola. Die Temperatur untertrifft alles bisher Dagewesene. Nach nur fünf Minuten frieren wir wie die Schneider und gehen wieder. Das Halsweh kostet mich Nerven. Ich habe in einer Pharmacie ein Mittel gekauft, das den Hals beruhigen soll. Es wirkt nur leider trotz Überdosierung nicht. Der Apotheker allerdings war fit. Er konnte gleich den europäischen Markennamen dazu nennen und hat extra etwas ohne Antibiotika gewählt, weil er weiß, dass die Europäer im Gegensatz zu den Asiaten nicht gleich zum Penicillin greifen.

Der Rest des Nachmittags zieht sich wie junger Gouda bei 60°C. Nachdem wir uns drei Stunden in der Hitze herumgedrückt haben, ist endlich 18:00 Uhr und wir können die letzten Vorbereitungen treffen. Wir kaufen noch etwas Proviant, zwei Liter Wasser und schicken die Postkarten los. Einen Briefkasten finden wir zwar nicht, aber am Informationsschalter nimmt man sie entgegen und verspricht, sie auf den Weg zu bringen. Dann besteigen wir den Zug. Diesmal ist es einer ohne Klimaanlage.

Schnell wird der Unterschied klar. Wenn die Sonne draufscheint, ist der Zug ohne Klimaanlage ein Backofen. Unserer hat Ventilatoren und ist damit eher vergleichbar mit einem Umluftbackofen. Die Ausstattung wirkt hier ein wenig abgenutzter, die Fahrkarte ist auch billiger. Das Personal ist aber genauso freundlich. Warmes Essen gibt es hier nicht. Jedenfalls fragt keiner.

Als der Zug um 19:00 Uhr startet, stellt sich endlich eine erträgliche Temperatur ein. Erst gegen 21:00 Uhr, als der Zugbegleiter die Betten ausklappt, ist es angenehm. Ich kann mittlerweile kaum noch sprechen. Der Hals tut zwar kaum noch weh, das Medikament scheint doch zu wirken, aber die Stimme versagt. Echt ärgerlich.

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