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Ankunft in Bangkok
Bei der Einreise werden wir am Migration Schalter gefragt, wo wir
wohnen werden. Wir haben aber nichts gebucht und nach kurzem hin und her
dürfen wir dann einfach Chiang Mai angeben. Das ist die Stadt im Norden,
in die wir zuerst fahren wollen. Die Passkontrolle ansonsten läuft
reibungslos.
Beim Aussteigen auf dem Flugzeug hat man bereits die Assoziation
"Schwimmbad", weil es erstaunlich feucht ist. Beim Verlassen des
Flughafengebäudes allerdings kommt noch ein "Dampfbad mit Sauna" dazu.
Es hat schätzungsweise 35°C bei über 50% Luftfeuchtigkeit. Puh.
Irgendwie erinnert mich das Klima an Rom im Hochsommer. Trotzdem sind
wir froh, dass wir raus sind, denn am Ausgang wartet ein Haufen Werber
auf die Neuankömmlinge und die wollen, dass man ihr Taxi und ihr Hotel
aufsucht. Gute Chancen da einfach durch zu kommen hat man nur, wenn man
bereits Fahrkarten und Reservierungen hat. Oder wenn man das einfach
behauptet, so wie wir.
Vor der Tür herrscht ein Wahnsinnsautoverkehr. Wir suchen und finden
den Bahnhof des Flughafens, da wir zum Zentralbahnhof Hua Lumphong
müssen. Alle Züge, egal ob in den Norden oder Süden, starten dort. Ein
Thai, der bei Thai-Cargo am Flughafen arbeitet und gerade auf dem
Nachhauseweg ist, spricht uns vor dem Zug an und zeigt uns später nach
der Ankunft sogar den Weg. Und zwar den zur TAT, der Tourist Authority
of Thailand. Wir plaudern unterwegs noch ein wenig, denn der Mann
spricht gut Englisch. Er fragt, wie lange wir in Bankok bleiben und
erklärt, dass zwei Tage vollkommen ausreichend sind, weil die Stadt so
heiß ist und stinkt. Das deckt sich mit dem, was wir bereits von anderen
gehört hatten und unseren ersten Eindrücken.
Während dieser Zugfahrt ins Zentrum von Bangkok sehen wir die
verschiedenen Klassen von Wohnungen. Die einfachste Kategorie besteht
schlichtweg aus Müll. Bessere Behausungen sind aus Wellblech, dann kommt
Holz, schließlich Stein und Beton. Direkt an der Bahnlinie sind aber die
einfachsten Häuser. Dort sammeln sich die, die sich eben kein Steinhaus
und auch sonst nicht viel leisten können.
Im Zug ist es unglaublich heiß und einzig die zahlreichen Deckenventilatoren
schaffen etwas Abkühlung. Die Fahrt selber ist sehr günstig. Wir zahlen 10
Baht pro Person, das sind etwa 20 Cent. Kleine Faustregel für die Umrechnung:
die Summe in Baht verdoppeln, dann hat man ziemlich genau Cent, denn der
Wechselkurs liegt derzeit bei knapp 50 Baht pro Euro.
Bei der TAT werden wir von Max empfangen. Das ist sein Spitzname und
wahrscheinlich ist das recht sinnvoll einen zu haben, weil er laufend mit
Leuten zu tun hat, die nicht der Landessprache mächtig sind. Max bucht uns ein
Zimmer im "City Residence" für 1000 Baht inklusive Frühstück. Später sollen wir
erfahren, dass das wesentlich zu teuer ist, aber als Traveller aus Europa ist
man in Thailand per Definition reich. Die Fahrkarte nach Chiang Mai für den
nächsten Tag können wir auch dort kaufen und sie kostet für uns beide im
Schlafwagen mit Klimaanlage etwa 1500 Baht. Für eine 800km-Fahrt ist das recht
günstig und überhaupt kein Vergleich zu unserer Bahn. Max hat noch ganz tolle
Vorschläge für unsere Aktivitäten in Chiang Mai. Trekking ist angeblich ganz
beliebt und er stellt uns gleich mal ein 5-Tages Programm zusammen. Wir wollen
aber nicht. Sein Vorschlag ist einfach zu teuer.
Max sagt noch, dass das Hotel etwa 800 Meter entfernt sei, aber
trotzdem "take a Tuktuk". Tuktuks sind eine Art Weiterentwicklung
von Rikschas, eben mit Motor. Nachdem der Fahrer auch weniger körperlich
arbeiten muss, kann er sich gut darauf konzentrieren, Kunden anzuwerben.
Man wird praktisch von jedem Fahrer angesprochen und er will, dass man
mitfährt. Die Gefährte sind laut, rasant, gefährlich und stinken, weil
es alles Zweitaktmotoren sind und volle Pulle getreten werden. Zeit ist
eben Geld.. Wir laufen erst mal lieber.
Knapp zwei Kilometer weiter finden wir das Hotel. Das Zimmer ist groß
und ordentlich. Dafür ist es direkt neben einer Riesenstraße und daher
so laut, dass der Begriff "Zimmerlautstärke" eine ganz neue Bedeutung
erfährt. Zum Glück ist auch die Klimaanlage aus und ich finde aus den
etwa 27 verschiedenen Stellungen der unbeschrifteten Schalter keine, die
sie zum Leben erweckt. Wir machen uns über die Minibar her und wer die
gängigen Preise in den hiesigen Hotels kennt, lernt schnell die dortigen
20 Baht für eine Cola zu schätzen. Gegen 19:30 Uhr sind wir so hungrig,
dass wir raus müssen und anfangen, uns etwas zu Essen zu suchen.
Wir finden einfach nichts. An die Straßenstände trauen wir uns nicht ran und
auch sonst ist dort kein Restaurant, bei dem man sich gut aufgehoben fühlen
würde. Eine üble Ecke ist das hier. Es gibt sehr viele Hunde, die auf der
Straße leben und alle Nase lang liegen Leute herum, die dort ihre Nacht
verbringen werden, oft stinkt es unangenehm (man verzeihe mir) nach Kacke.
Glücklicherweise hat das Hotel auch ein Restaurant und da bekommen wir auch was
Leckeres und machen unsere ersten Erfahrungen mit dem einheimischen Singha
Lager Bier. Das gibts in der 630ml Flasche und es hat stolze 6% Alkohol.
Zurück im Hotelzimmer hat es sich die Klimaanlage anders überlegt und
konkurriert recht ehrgeizig mit der Minibar darum, wer mehr Kälte schafft. Ich
mache ein Fenster auf und verschaffe der Minibar damit wieder einen
klaren Vorsprung. Yasmin hat zum Zähneputzen Leitunswasser genommen und
das sollte man nicht. Nun, mal sehen, ob da noch was kommt.
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