Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 12.6.1927:Grunewaldstadion Berlin / 50.000 Zuschauer1. FC Nürnberg - Hertha BSC Berlin 2:0(1:0) 1. FCN: Stuhlfauth - Popp, Winter - Köpplinger, Kalb, Hans Schmidt - Reinmann, Hochgesang, Josef Schmitt, Wieder, Träg Hertha BSC Berlin: Götze - Dornscheidt, Fischer - Leuschner, Tewes, Müller - Ruch, Sobeck, Grenzel, Kirsei, Gülle Schiedsrichter: Willi Guyenz (Essen) Tore: 1:0 Kalb (6.), 2:0 Träg (65.) |
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Deutscher Meister 1927 |
"Hochgesangs direktes Weiterziehen und Weitergeben des Balles reißt unparteiische Zuschauer zur Bewunderung hin, und Reinmanns blendende Flanken, noch aus den unmöglichsten Situationen, imponieren selbst dem eingeschworensten Berliner Zuschauer." Kein Zweifel: Der 1. FC Nürnberg konnte es noch immer. Zum fünften Mal sicherte er sich die 'Viktoria'.
Nürnbergs Endspielgegner hieß Hertha BSC. Zum zweiten Mal in Folge erreichten die Berliner das Finale, nachdem sie zuvor den VfB Königsberg, Holstein Kiel und sogar ihren letztjährigen Finalgegner SpVgg. Fürth ausgeschaltet hatten. Doch im Finale fehlte ihnen erneut das Glück. Obwohl der Großteil der 50.000 Zuschauer im Berliner Grunewaldstadion ihnen die Daumen drückte, setzte es eine 0:2-Niederlage.
Daß der DFB Berlin als Finalort auserkoren - und damit Hertha ein Heimspiel beschert - hatte, war beim FCN auf Verstimmung gestoßen. Immerhin konnten die Franken ihre beste Auswahl aufbieten, während Hertha Sorgen hatte. Der etatmäßige linke Läufer Willi Völker fiel verletzt aus, Ernst Müller mußte seine Position übernehmen. Die von Müller hinterlassene Lücke wurde von Karl Tewes gefüllt, der eigentlich schon aufs Altenteil abgeschoben war. Keine günstigen Voraussetzungen. Unter düster bewölktem Himmel begann die Finalpartie. Hertha spielte aus einer verstärkten Deckung mit Abseitsfalle, Nürnberg hingegen setzte alles auf den Sturm. Bereits nach sechs Minuten ging die Nürnberger Taktik auf, denn Hans Kalb brachte den Club mit einem wunderschönen direkt verwandelten Freistoß in Führung. Die Herthaner waren bis dato mit dem nach langem Regen aufgeweichten Boden überhaupt nicht zurechtgekommen und konnten sich bei ihrer Abwehr bedanken, daß der Rückstand nicht größer war. Im zweiten Spielabschnitt drückten die Franken noch mehr aufs Tempo. Herthas Abwehr geriet immer stärker ins Wanken. In der 65. Minute fiel sie ein zweites Mal. Heiner Träg hatte eine Schmidt-Vorlage flach in die rechte Torecke geschickt. Vergeblich reklamierten die Herthaner, Träg habe abseits gestanden. Anschließend wurde es hektisch. Erst verschoß Sobeck einen Foulelfmeter, dann mußte Heiner Träg nach einem Foul an Sobeck und anschließender Meckerei vom Platz. Die Partie drohte zu eskalieren. Eine Viertelstunde vor Schluß beruhigten sich die Gemüter wieder, und Schiedsrichter Guyenz konnte das Spiel sicher über die Runden bringen. "Am Ende", resümierte der 'Fußball', "hat die ständig bessere Mannschaft verdient gewonnen".
Nur einer war traurig: Heiner Träg. Für ihn sollte das Finale krönender Abschluß einer glanzvollen Karriere sein, doch der Platzverweis hatte ihm die Freude gründlich verdorben.
(Spielbericht entnommen aus Hardy Grüne "Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga")