Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 12.6.1921:

DSC 99-Platz Düsseldorf / 27.000 Zuschauer

1. FC Nürnberg - Vorwärts Berlin 5:0(3:0)

1. FCN: Stuhlfauth - Bark, Kugler - Grünerwald, Kalb, Riegel - Strobel, Popp, Böß, Träg, Sutor
Vorwärts Berlin: Weber - Probst, Fritzsche - Rotkehl, Hüttig, Puls - Kretschmann, Hoffmann, Paul, Wolter, Schumann
Schiedsrichter: Dr. Peco Bauwens (Köln)
Tore: 1:0 Popp (13.), 2:0 Träg (14.), 3:0 Träg (35.), 4:0 Popp (76.), 5:0 Popp (87.)
Deutscher Meister 1921
Deutscher Meister 1921
Von links: Begleiter, Willi Böß, Heinrich Träg, Luitpold Popp, Hans Sutor, Michael Grünerwald, Heinrich Stuhlfauth, Carl Riegel, Hans Kalb, Anton Kugler, Wolfgang Strobel, Gustav Bark, Begleiter.



"Zwar", so klagte der 'Kicker' in seiner Endspielausgabe, "habe der Platz an einen ausgetretenen Feldweg erinnert", ansonsten stimmte am 12. Juni 1921 aber "alles": 27.000 Zuschauer, ein gutklassiges Finale, welches erstmals gefilmt und anschließend in den Theatern einem breiteren Publikum vorgeführt wurde, und fünf Tore, eines schöner als das andere.
Überlegener Sieger und damit erster Titelverteidiger in der noch jungen deutschen Fußballgeschichte wurde der 1. FC Nürnberg. Endspielgegner Vorwärts 90 Berlin, in dessen Reihen mit Fritzsche und Wolter immerhin zwei aktuelle Nationalspieler standen, hatte gegen die "unüberwindliche Läuferreihe" ('Fußball') des Clubs keine Chance.
Nie zuvor war eine Mannschaft im Finale derart überlegen gewesen, wie die Clubelf am Nachmittag des 12. Juni 1921. Im Stadion des Düsseldorfer SC 1899 zelebrierte sie allerhöchste Fußballkunst, gegen die sich die biederen Berliner nur mühsam erwehren konnten.
Ehe der Nürnberger Torhunger gestillt werden konnte, hatte es jedoch Ärger gegeben: Zunächst um den Endspielort, denn wegen der im März 1921 begonnenen Teilbesetzung der Rhein-Ruhrregion durch die Alliierten war Düsseldorf lange Zeit als solcher in Gefahr gewesen. Und dann fehlten plötzlich die Linienrichterfahnen! Weil Schiedsrichter Bauwens auf die bunten Tücher nicht verzichten wollte, begann das Finale mit dreißigminütiger Verspätung.
Schon mit dem ersten Nürnberger Angriff brannte es lichterloh im Vorwärts-Strafraum, und Walter Frirzsche mußte die Lederkugel für seinen bereits geschlagenen Keeper von der Linie kratzen. Es dauerte keine Viertelstunde, bis der Club in Führung ging: Aus 16 Metern jagte Luitpold Popp einen Abpraller mit voller Wucht aufs Tor und ließ Albert Weber keine Chance. Es kam noch schlimmer für die armen Berliner. Unmittelbar nach dem Toranstoß knöpfte Sutor ihnen den Ball ab, rannte aufs Vorwärts-Gehäuse zu, paßte geschickt auf Willi Böß, der auf Heiner Träg verlängerte und schon stand es 0:2. Nach diesem Doppelschlag war die Partie bereits entschieden, denn gegen die glänzende Nürnberger Abwehr fanden die Berliner kein Mittel und blieben das gesamte Spiel über harmlos.
Die Nürnberger hatten somit alles sicher im Griff. Während Hans Kalb seine Stürmerkollegen reihenweise mit hohen Flanken fütterte, standen Gustav Bark und Anton Kugler seelenruhig an der Mittellinie und schlugen die sporadischen Berliner Befreiungsversuche umgehend in die Vorwärts-Hälfte zurück. Zum großen Glück für die Berliner beschränkten sich Träg und Co. jedoch auf technische Kabinettstückchen, die das Publikum zwar desöfteren verzückt aufstöhnen ließen, aber keine weiteren Tore brachten. Zunächst, denn zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff zeigten die Nürnberger Stürmer ihren Berliner Kollegen doch noch einmal, wie das mit dem Toreschießen geht. Nach der dritten FCN-Ecke in Folge wuchtete Heiner Träg das Leder zum 3:0 in die Maschen; gleichzeitig der Halbzeitstand.
Eine halbe Stunde hatte die Vorwärts-Verteidigung im zweiten Spielabschnitt bereits ohne Gegentor überstanden, als Luitpold Popp ungehindert auf das Berliner Tor zustürmen konnte. Torhüter Albert Weber zögerte eine Sekunde zu lange und es stand 4:0. Dreißig Minuten vor Schluß markierte Luitpold Popp den 5:0-Endstand.
Der Schlußpfiff ging im Jubel der Nürnberger Anhänger unter, die die Titelverteidigung ausgiebig feierten. Aber auch das neutrale Düsseldorfer Publikum und die wenigen mitgereisten Berliner Fans klatschten artig Beifall, denn darin waren sich alle einig: Besser als die Franken versteht es kein deutscher Verein, Fußball zu spielen.

(Spielbericht entnommen aus Hardy Grüne "Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga")

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