Die schönen Schmarotzer

Ein eherner Grundsatz besagt, daß Pflanzen grün sind, weil sie im Licht mit Hilfe des grünen Farbstoffs Chlorophyll in ihren Blättern aus Kohlenstoffdioxid und Wasser Zucker und Sauerstoff herstellen. Dieser Vorgang ist als Photosynthese bekannt. Es ist der Pflanzenstoffwechsel schlechthin.



Aber in der Welt der Pflanzen ist nicht alles grün.

Einige Arten haben andere Überlebensstrategien - sie beziehen Wasser und Nährstoffe parasitisch, d.h. sie zapfen andere Pflanzen an und leben von ihnen. Solche Pflanzen können sich Blätter wie Blattgrün sparen. Doch vermehren wollen auch sie sich - und deshalb verwenden sie alle Kraft auf ihre Blütenpracht.

Die Blutrote Sommerwurz (Orobanche gracilis, links) zum Beispiel parasitiert (schmarotzt) auf verschiedenen Kleearten. Viele Schmarotzer haben ihren ganz speziellen Wirt oder zumindest eine kleine Gruppe von Arten, von denen sie leben können. Sie sind wirtsspezifisch - ein Phänomen, das uns von tierischen Parasiten bekannt ist: der Katzenfloh fühlt sich auf dem Menschen unwohl, der Rinderbandwurm lebt nur im Rind, und sogar die scheinbar anspruchslosen Blattläuse haben ihre erklärten Lieblinge, die sie besonders gerne befallen.

Bei uns ist die Blutrote Sommerwurz selten, lediglich in Südbayern trifft man sie häufiger an. Die nebenstehende Aufnahme (wie auch die folgenden) stammt aus Südspanien, wo eine Vielzahl attraktiver Schmarotzerpflanzen heimisch ist; sehr viele davon gehören zur selben Familie, den Sommerwurzgewächsen (Orobanchaceae). Ihr Blütenbau ähnelt dem der bei uns häufigen Braunwurzgewächse

Ein anderer streng wirtsspezifischer Parasit ist der Gelbe Cistrosenwürger (Cytinus hypocystis, rechts). Wie der Name verrät, dienen ihm die im Mittelmeerraum verbreiteten, weiß blühenden Cistrosensträucher als Wirt.

Die Pflanze scheint aus nichts anderem als ihren walnußgroßen, grellbunten Blütenständen zu bestehen.

Sie gehört zur Familie der Schmarotzerblumengewächse (Rafflesiaceae), deren Vertreter alle vollparasitisch leben. Die meisten Arten sind tropisch, wo sie mit bis zu einem Meter Blütendurchmesser die größten Blüten überhaupt bilden.






Cistanche phelypaea (kann mir jemand den deutschen Namen sagen? Oder gibt es gar keinen? So etwas soll ja auch vorkommen ...) ist ein weiteres Familienmitglied der Sommerwurzgewächse (siehe oben). Dieses Exemplar wurde beim Anzapfen von Gänsefußgewächsen erwischt.

Oft ist leicht zu erraten, wer einem Parasiten als Wirt dient, da beide Arten in unmittelbarer Nähe voneinander wachsen müssen, wenn der eine mit seinen Wurzeln den anderen erreichen will. Manche Arten wachsen sogar oberirdisch auf ihrem Wirt und versenken ihre wurzelartigen Fortsätze direkt in den Sproß hinein. Hierzu gehören die Kleeseide oder die Mistel.

Aber die Mistel ist eine eigene Geschichte, die im Mistelschaukasten nachgelesen werden kann.



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