Über Druiden und Misteln



Der Mistel gebührt unbedingt ein Schukasten. Englische Weihnachtsbräuche haben sie ebenso bekannt gemacht wie ein gallischer Druide, der sie mit goldener Sichel in seinen Zaubertrank schneidet. Nicht nur im Comic ist sie als magische Pflanze in Amuletten gegen allerlei Unheil getragen und in Zaubertränken getrunken worden.

Die Blüten sind gelb und unscheinbar. Die beerenähnlichen Früchte sind fürchterlich klebrig, damit Vögel, die sich nach der Mahlzeit den Schnabel putzen, die Samen gleich dorthin kleben, wo die nächst Mistel wachsen soll: an die Zweige des nächsten Wirtsbaums.

Wie die bunten Schmarotzer aus dem anderen Schaukasten lebt sie von anderen Pflanzen, allerdings gehört zu einem anderen Schmarotzertyp, sie ist ein Halbparasit. Halbparasiten beziehen vor allem Wasser und Mineralstoffe von ihrem Wirt. Die zumindest blaßgrüne Farbe der Mistel verrät, daß sie selber Photosynthese betreiben kann. Auch sie ist wirtsspezifisch. Die Nadelholzmistel (Viscum laxum) ist ein häufiger Bewohner der Baumkronen unserer Kiefernwälder. Sie ist in der Adventszeit auf jedem Markt büschelweise zu kaufen, damit man sie sich über die Tür hängen und darunter am Weihnachtsabend die Angebetete ungestraft küssen darf (Solche Bräuche machten die Mistel rasch populär!).

Ebenfalls zauberhafte Wirkungen zweifelhafter Natur werden seit altersher dem viel selteneren Verwandten, der Laubholzmistel (Viscum album), zugeschrieben. Wie man weiß, stammen Miraculix' Misteln ausschließlich von Eichen. Auch in Kräuterteemischungen unserer Tage wird die Laubholzmistel noch aufgebrüht, obwohl ihre Wirkung in Tees angezweifelt werden darf. Tatsächlich - und das sei zu ihrer Ehrenrettung gesagt - scheint an der Wirkung der Mistel gegen bestimmte Tumorarten wirklich etwas dran zu sein.





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oberes Bild und Lit.: Dr. W. Schaffner: Heilpflanzen und ihre Drogen, Mosaik-Verlag, 1. Band, 1992
untere Abbildung: Die große Überfahrt, Delta Verlag Stuttgart, 1975, S. 4