Pfauenspinner
und Gespenstschrecken - Artikel für den Jahresbericht 2000/2001
Biologie ist die Lehre von
den immer wieder staunenswerten Vorgängen des Lebens. Leider
gehört es zu diesen Lebensvorgängen, dass sie sich nicht so
leicht planen und beobachten lassen, wie ein physikalischer oder
chemischer Versuch - zum Leidwesen der Klasse 7c.
Die Klasse
hatte im Rahmen des Biologieunterrichtes bereits die Entwicklung der
Mehlkäferlarven zum fertigen Insekt beobachtet und hoffte nun
auf den faszinierenden Anblick eines schlüpfenden
Schmetterlings. Es ist zwar ein großer Zufall, ob ein Tier
ausgerechnet an einem Unterrichtsvormittag aus der Hülle kommt,
aber schon ein bunter Falter, wo am Vortag nur ein brauner Kokon
hing, wäre eine schöne Überraschung gewesen. Trotz
meiner Bemühungen, die Erwartungen nicht allzuhoch zu schrauben,
wurde der Einzug von sechs Pfauenspinnerpuppen im großen
Gazekäfig mit Spannung verfolgt. Zwei Atlasfalter, deren
Spannweite 20 cm erreichen kann, und der damit zu den größten
Insekten überhaupt gehört, und vier etwas kleinere der
gleichen Schmetterlingsfamilie sollten ausschlüpfen.
Pfauenspinnerarten eignen sich sehr gut zur Beobachtung in der
Schule, da sie leicht nachgezüchtet werden können, relativ
geringe Ansprüche stellen und als fertiges Insekt ohnehin nach
wenigen Tagen sterben. Innerhalb dieser Zeit können sie mangels
Mundwerkzeugen zwar keine Nahrung aufnehmen, wohl aber sich paaren
und Eier legen.
Die Zeit verging. Die Frage, wie es den
Schmetterlingen gehe, hörte ich in diesen Tagen sehr häufig,
doch ließen die Tiere auf sich warten. Geschlüpft und
gestorben sind sie schließlich in den Osterferien.
Privatvorstellung für den Biolehrer.
Nach dem Motto
"jetzt erst recht" besorgte ich gleich nach den Ferien vier
weitere Puppen mit der Zusicherung, sie müßten jeden
Moment schlüpfen. Diesmal sollten sie besonders warm liegen und
täglich feucht besprüht werden, damit die Entwicklung rasch
verläuft.
Woche um Woche verging.
Endlich tat sich etwas.
Die erste Puppe begann sich zu bewegen, raschelte und wand sich immer
wieder im trockenen Blätterkokon. Höchste Zeit übrigens:
noch fünf Tage bis Pfingsten. Angehaltener Atem bei 29
Schüler/inenn - angestrengtes Lauschen, ob das Kratzen bereits
von der Öffnung der Puppe kommt. Nein, noch nicht. Weitere Tage
vergingen.
Donnerstag.
Freitag.
Nichts.
Schade! Wieder
sind die Ferien angebrochen, wieder gibt es hinterher nur Photos zu
sehen. Aus die Maus.
Nun ja, es gab einen Lichtblick bei den
Gespenstschrecken. Die bizarren, als Zweige getarnten Tiere gehörten
auch zum Insektenzoo des WEG. Vielen Schülern waren sie schon
über die Hände und Arme geklettert und auch manche Eltern
beim Elternsprechabend zeigten keine Berührungsängste. Seit
Januar hatte das halbe Dutzend Weibchen (Männchen gibt es
selten, sie sind zur Fortpflanzung nicht notwendig) ständig Eier
gelegt, die wie kleine Radieschensamen auf dem Boden des Käfigs
lagen und - da sich nichts tat - kaum noch Beachtung fanden. Und
plötzlich, nach fast 5 Monaten, begannen sie zu schlüpfen.
Winzige Tierchen, immer mehr, und im Laufe der Wochen wurden sie auch
immer größer. Mittlerweile sind es etwa hundert ...
Ein "Ende mit Schrecken"?