16. Januar 1998  SanDiego

17. Januar 1998  Blue Cove

17. Januar 1998 Blue Cove im Hotel

 20. Januar 1998

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15. Januar 1998, San Diego, Kalifornien:

Jarod war auf dem Weg zurück ins Hotel, als sein Handy klingelte. „Ja?“ „Hallo Jarod!“ Erklang Sydneys Stimme. „Sydney, was gibt’s?“ Wollte Jarod wissen. Ohne Umschweife kam Syd zur Sache: „Für Alexa wurde heute ein Paket abgegeben!“ „Und? Willst du nun unsere Adresse um es ihr nachzuschicken?“ Fragte Jarod belustigend. Sydney ging nicht auf den Ton seines ehemaligen Schützlings ein. „Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht! Samantha hat es mir abgenommen! Sie schien besorgt deswegen, als wüsste sie genau was sich darin befand! Außerdem hat Lyle eine seltsame Bemerkung gemacht!“ „Lyle?“ „Ja, er war dabei. Wenn ich ihm Glauben schenken kann, dann hat Samantha ebenfalls ein Paket bekommen!“ „Hm!“ War alles was Sydney als Antwort bekam. „Ich hielt es für besser es dir zu sagen, und nicht Alexa. Jarod! Wie gut kennst du sie wirklich?“ „Sehr gut!“ Log Jarod, sein Gesicht verdüsterte sich, wie gut das Sydney es nicht sehen konnte. „Pass auf, Jarod, irgendetwas geht vor sich!“ Warnte Sydney. „Danke!“ Jarod unterbrach die Verbindung.

 Alexas Handy klingelte fast zur gleichen Zeit, wie Jarods. Sie kam nicht dazu etwas zu sagen, kaum hatte sie das Gespräch angenommen, als sie auch schon die Stimme ihrer Freundin hörte: „Alexa, es geht los!“ „Sam! Was ist passiert?“ Alexa erkannte am Klang der anderen, das etwas besonders vorgefallen sein musste. „Hör zu, ich hab nicht viel Zeit...!“ In kurzen Stichworten umriss sie Alexa was seit gestern passiert war. „Gott verdammt! Ich wusste es!“  Kam es von Alexa. Dann entstand eine kleine Pause. „Ich komme!“ Sam legte auf, da Alexa die Verbindung unterbrochen hatte.

 16. Januar 1998, San Diego, Kalifornien:

Alexa warf noch einen Blick auf die Gegenstände, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Nichts auffälliges, aber alles was sie brauchte für ihre nächste Aufgabe. Sie packte es in ihre Schultertasche, warf sich diese um und wollte das Motelzimmer verlassen. Doch sie prallte zurück. Jarod stand mit verschränkten Händen vor der Tür. Er deutete auf ihre Tasche: „Würdest du mir dies vielleicht erklären?“ Alexa schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen und atmete tief ein –Scheiße! Wie war das mit seinem unruhigen Schlaf?-  „Es ist jedenfalls nicht das wonach es aussieht!“ Brachte sie hervor. „Ach ja?“ „Jarod... ich...!“ Sie verstummte. Was sollte sie ihm sagen? Das sie auszog um Menschen zu töten? Er würde es nicht verstehen und zu verhindern suchen. Er kannte doch gar nichts aus ihrer Vergangenheit - und wenn er es erfuhr – würde er sie noch lieben? Sie sah in sein Gesicht. Wie er so an der Tür stand, auf Antworten wartend, die sie ihm nicht geben konnte ohne dass er sie wahrscheinlich verließ. Sie wollte ihn nicht verlieren. Sie liebte ihn über alle Maßen. Sie merkte wie sich Panik in ihr ausbreitete. Wofür wollte sie sich entscheiden? Sie begann zu zittern. O nein, sie verlor die Kontrolle über sich. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Außerdem wurde ihr wieder übel. Alexa ließ ihre Tasche fallen, presste sich die Hand vor den Mund und stürzte ins Badezimmer. –Verdammt!– Sie übergab sich, während ihr ganzer Körper einem hysterischen Anfall ähnlich unkontrolliert zu zittern begann. Sie fror. Jarod trat hinter sie und berührte sie sanft: „Alexa!“ Da war es mit ihrer restlichen Beherrschung vorbei. Aufschluchzend fiel sie ihm um den Hals. Jarod, völlig überrumpelt von ihrer Aktion hielt sie fest. „Willst du mir nicht sagen, was wirklich zwischen dir und Samantha vorgeht?“ Alexa stutzte. „Woher weißt du das es mit Sam zusammenhängt?“ Fragte sie. „Mit wem sonst?“ Gab er zurück. „Ach Jarod!“ Murmelte Alexa und drückte sich noch enger an ihn. Doch Jarod wollte Antworten. Er schob sie von sich weg und sah sie ernst an: „Red schon, denkst du nicht, ich habe ein Recht zu erfahren was vor sich geht. Immerhin leben wir zusammen!“  „Okay!“ Gab sie nach. Alexa ging es so mies, das sie im Moment zu allem fähig gewesen wäre. Sie fing an zu reden, doch ihre Worte schienen sich selbstständig zu machen und ohne das sie es vorhatte, tischte sie ihm ein neues Lügenmärchen auf.

Alexa ging zur Couch und setzte sich. Jarod folgte ihr. „Sam... also wir beide haben uns erst im Centre kennengelernt. Irgendwie ist eine Art Freundschaft daraus entstanden. Irgendwann hat sie mir erzählt, das sie in Afrika gearbeitet hat. Für die Zentrale dort...!“ Jarods Gesichtsausdruck verdüsterte sich zusehends, doch Alexa ließ sich davon nicht beeindrucken. „... Ganz genau kann ich es dir auch nicht sagen, ich weiß nur, das sie irgendeinen Disput mit Mutambo hatte! Dann kam sie nach Blue Cove. Und nach unserer Flucht ist sie wohl wieder ins Fadenkreuz dieses Mannes geraten. Er droht ihr offensichtlich! Ich fliege nach Blue Cove um ihr zu helfen. Das bin ich ihr schuldig. Sie ist meine Freundin und sie hat uns auch geholfen!“ Lange Zeit sagte Jarod nichts.

-Was war mit diesen verflixten Päckchen?-

Jarod glaubte seiner Freundin vorsichtshalber nur die Hälfte von dem was sie erzählte. Doch immerhin war er sich jetzt sicher, das sie nichts gegen ihn im Schilde führte. Ein Blick in ihre Augen genügte ihm!

„Warum ist dir in letzter Zeit ständig übel?“ Wollte er wissen. „Ich... hab ne verschleppte Magenverstimmung. Die Muscheln, weißt du noch?“ Er nickte. „Warum hast du mir nichts gesagt, das scheint eine Manie von dir zu werden, mir alles zu verheimlichen!“ Jarod sah sie vorwurfsvoll an. „Ich wollte nicht, das du dir Sorgen machst!“

„Okay!“ Jarod stand auf.

„Was okay?“ Wollte Alexa irritiert wissen.

„Gehen wir! Auf keinen Fall lasse ich dich allein gehen!“

Alexa stand ebenfalls auf. Sie funkelte ihn wütend an: „Bist du verrückt? Du darfst ihnen auf keinen Fall in die Hände fallen! Was glaubst du was sie mit dir machen werden?“

„Wer von uns beiden ist verrückt? Mich brauchen sie lebend – dich nicht!“

„Toll – ganz toll! Lyle wird sich mächtig freuen!“

„He! Sie haben mich noch nicht und sie kriegen mich auch nicht! Also hör mit den Gerede auf – ich komme mit!“

 17. Januar 1998, Blue Cove, Delaware:

Samanthas Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

Lyle hielt ihr die Beifahrertür auf, als es auf der Baustelle in ihrer unmittelbaren Nähe einen fürchterlichen Schlag tat. Samantha ging sofort auf Tauchstation. Lyle sah verwundert zu ihr hinunter. „Was machst du da unten?“ Sie sah zu ihm auf und wusste nicht, was sie sagen sollte. „Hey!“ Er  nahm vorsichtig ihren Arm und zog sie wieder hoch. „Was ist denn nur los mit dir?“ Sein Blick durchbohrte sie fast. Sam schluchzte auf und fiel dem verdutzten Lyle um den Hals. „Ich kann nicht mehr!“ Murmelte sie leise.

-Jetzt! Endlich! Es war soweit!-

„Willst du es mir nicht erzählen?“ Seine Stimme hatte noch nie einfühlsamer geklungen!“ Er drückte sie fest an sich.

Sam hätte sich verfluchen können, für den schwachen Moment! Sie hing noch immer um seinen Hals und sprach in seinen Rücken.

„Ich... ich...!“

„Sam, ich liebe dich! Schon vergessen? Ich werde ich dir helfen, wo ich kann, also?“

„Kann sein, dass ich schwanger bin!“ Platzte es aus ihr heraus. Wohlwissend das dem nicht so war, aber wie sonst sollte sie ihm erklären, was mit ihr los war. Denn die Wahrheit durfte er auf keinen Fall erfahren!

Einige Sekunden lang passierte nichts. Dann schob Lyle sie von sich weg. „Schwanger?“ Echote er fassungslos! „Wie konnte das passieren?“ „Soll ich dich

aufklären?“ Sam gelang ein Schmunzeln.

-Es hatte gewirkt, er war abgelenkt!-

Er ging gar nicht darauf ein. „Bist du sicher?“ Hakte Lyle nach. „Nein! Nur überfällig!“ „Wie lange?“ „Eine Woche!“ „Dann geh zum Arzt!“ Verlangte er. „Falls dem so ist, will ich es genau wissen!“ Er sah sie an. „Und dann?“ Wollte Samantha wissen. „Wenn du wirklich schwanger bist, gründen wir eine Familie und falls nicht... vielleicht klappt es beim zweiten Anlauf!“ Er grinste. „Lyle!“ „Was?“ Es klang erstaunt. „Es würde dir nichts ausmachen?“ Sam glaubte sich verhört zu haben. Ein Kind war in ihrem Leben nie vorgesehen gewesen. Nie!

„Nein! Sollte es?“ Sie zuckte mit den Schultern. Lyle nahm sie erneut in seine Arme. „Du scheinst einen völlig falschen Eindruck von mir zu haben! Leider!“

Samantha erwiderte nichts mehr darauf, sondern stieg ein.

--„Ich habe alles erforderliche in die Wege geleitet!“ Der Mann vor den beiden Frauen sah sie aus kalten Augen an. „Sam?“ „Ich werde für Ms. Parker arbeiten und wenn Lyle nach Blue Cove kommt, wird sie, nach dem sie feststellt, das sie ihn leiden kann, auf die Idee kommen, mich ihm unterzujubeln, falls sie nicht von selbst darauf kommt, werde ich ihr einen kleinen Schubs in die entsprechende Richtung geben. Ansonsten, nicht einmischen sondern nur beobachten!“ ER nickte wohlwollend. Dann wandte ER sich der anderen Frau zu: „Alexa!“ Diese unterdrückte ein Seufzen. „Ich arbeite für Raines und baue eine gewisse Freundschaft zu Dr. Green auf. Um alles über Jarod heraus zu bekommen!“ „Ich sehe, ihr habt verstanden um was es geht! Der Tag wird kommen, an dem Jarod ins Centre zurückgekehrt! Nichts darf dem Zufall überlassen werden!“ Die beiden Frauen nickten. „Ab mit euch!“--

„Samantha?“ Lyle rüttelte sie leicht. „Wir sind zu Hause. Aufwachen!“ Er schüttelte den Kopf. Samantha erwachte wie aus Trance, stieg aus und folgte Lyle.

 17. Januar 1998, Blue Cove, Delaware, in einem Hotel:

Nachdem Alexa ihr mitteilte, das sie kommen würde, reservierte ihr Samantha ein Hotelzimmer und hinterlies ihr eine Nachricht auf der Mailbox.

 Alexa lag ausgestreckt auf dem Bett in dem Motelzimmer das Samantha ihr reserviert hatte. Jarod war im Bad. Sie hörte die Dusche rauschen. Auf der Mailbox hatte ihr Sam hinterlassen, sie würde sich bei ihr melden. Nur  - Sam wusste nicht, das Jarod ebenfalls hier war. Kurzentschlossen griff Alexa nach ihrem Handy und wählte Sams Nummer. Das Risiko das sich Lyle in Sams Nähe aufhalten konnte, musste sie eingehen.

„Sam!“ Legte Alexa sofort los.

„Du solltest doch auf meinen Anruf warten!“ Kam es von Sam.

„Geht nicht. Jarod ist mitgekommen!“

„Verflixt noch mal!“ Hörte sie Sams Fluch. „Kannst du ihn loswerden?“

„Muss ich ja wohl! Wann wollen wir uns treffen?“

Sam seufzte: „Je schneller wir es hinter uns bringen, desto besser für uns! Ich bin schon völlig am Ende! Lyle wird langsam misstrauisch! Wie geht’s dir?“

„Ähnlich wie dir!“

„Na schön! Wir treffen uns morgen im Maxx!“

„17.00 Uhr!“

Alexa unterbrach die Verbindung.

 

 Samantha war auf dem Weg nach Hause. Wie immer war sie zu spät dran, sie erhöhte ihr Tempo. Lyle würde wütend sein. Er hasste es wenn sie unpünktlich war!

Das Autoradio spielte leise Musik, manchmal schaffte es die Sonne sich ihren Weg durch die grauen Wolken zu bahnen. Plötzlich und unerwartet scherte der Wagen aus. Samantha griff mit beiden Händen ans Lenkrad und versuchte den Porsche wieder in ihre Gewalt zu bekommen. Sie kurbelte und fluchte gleichzeitig. Sie sah die Mauer unausweichlich auf sich zukommen. Kurz entschlossen zog sie an der Handbremse. Der Wagen schleuderte ein paar Mal um seine eigene Achse um dann mit der Breitseite gegen die Mauer zu knallen. Benommen blieb Samantha einige Sekunden sitzen. Sie schwitze, trotz der winterlichen Temperaturen. Gott sei dank war ihr nichts passiert. Endlich stieg sie aus um zu sehen, was das Versagen verursacht hatte. Sam sah es sofort. Der linke Vorderreifen war platt. Sie ging in die Knie um ihn sich genauer anzusehen. „Verdammt, es lag doch nichts auf der Straße!“ Wunderte sie sich, als sie im gleichen Atemzug sah, das er zerschossen worden war. Einem Impuls folgend sprang sie um den Wagen herum um Deckung zu suchen. Eine Weile wartete sie ab. Doch nichts geschah. Als sie sich endlich sicher war, das nichts mehr passieren würde, stand sie auf und sah sich den Schaden am Wagen genau an. Die komplette rechte Seite, war beschädigt. –Wirtschaftlicher Totalschaden- Immerhin konnte sie weiterfahren. Sie nahm ihr Handy und wählte.

„Na endlich wo steckst du denn?“ Hörte sie Lyles aufgebrachte Stimme. „Ich hab ne Panne, der Reifen ist platt!“ Sie hörte sein tiefes Schnaufen. „Soll ich kommen?“ „Nein! Der Abschleppwagen ist bereits unterwegs. Warte nicht auf mich, es kann noch länger dauern!“ „Beeil dich!“ War alles was er sagte, bevor er die Verbindung unterbrach. Sam wählte erneut.

„Ja?“ „Wir müssen uns sofort treffen!“ „Was ist passiert?“ „Erzähl ich dir später!“ „Okay!“ Kam es zurück.

Sam seufzte und machte sich daran den Reifen auszuwechseln. Dann fuhr sie weiter.

*

Jarod saß an seinem Laptop und beobachtete Alexa verstohlen. Sie stand seit einer Viertelstunde vor dem Spiegel und musterte sich von allen Richtungen. Er verkniff sich eine Frage, da er inständig hoffte, sie würde von selbst mit der Sprache rausrücken. Alexa seufzte, was Jarod nun doch zu einer Erwiderung veranlasste: „Was ist los?“ Er sah auf. „Ich weiß auch nicht, ich fürchte ich brauche neue Klamotten!“ Jarod grinste leicht.

-Jetzt! Sie war also so weit! Warum glaubt sie eigentlich, das ich so etwas nicht bemerken würde? Sie kennt mich doch!-

„Warum? Ich finde die, die du hast passen prima!“

„So was kann auch nur ein Mann sagen! Weißt du eigentlich wie lange ich schon in den gleichen Sachen rumlaufe?“ Es klang vorwurfsvoll. Alexa wandte sich ihm zu. Jarod stand auf. „Na schön, laß uns einkaufen gehen!“

-Prima! Das klappte ja besser, als gedacht!-

Alexa verkniff sich ein Grinsen. Wohl war ihr nicht, Jarod schon wieder zu verladen, aber ihr blieb nichts anderes übrig, wenn sie ihn nicht mit hineinziehen wollte.

 Mit vier Teilen verschwand Alexa in der Umkleidekabine. Kurz darauf kam sie zum Vorschein und trug eine bequeme Hose, ein Shirt und eine Sweatjacke. Die schwarze Lederjacke hatte sie sich um die Schultern gehängt. Sie drehte sich vor Jarod.

„Na?“

Er begutachtete sie: „Hm, sieht gut aus, aber warum alles in Schwarz?“ Alexa verdrehte die Augen. „Schwarz ist meine Lieblingsfarbe. Aber gut, hol mir das gleiche noch mal, ich glaub ich hab’s auch in Rot gesehen!“ Jarod ging um ihren Wunsch nachzukommen. Alexa stürzte auf die Verkäuferin zu. „Wo ist hier der Hinterausgang?“

„Gleich hier!“ Die junge Frau deutete auf eine Tür. „Danke! Hören sie, mein Mann wird die Sachen bezahlen. Aber ich will ihn noch mit etwas überraschen. Sagen sie ihm einfach ich wäre noch in der Umkleidekabine!“ Die junge Frau schmunzelte und nickte.

Alexa verschwand und kurz darauf kam Jarod zurück. Die Verkäuferin nahm ihm die Sachen ab. „Ich gebe sie ihrer Frau!“ Sie brachte die Sachen in die Kabine und ging wieder.

Jarod setzte sich auf den Stuhl und wartete. Nach fünf Minuten begann er sich zu wundern. Nach weiteren drei Minuten rief er nach ihr.

„Alexa?“ Keine Antwort. Jarod runzelte die Stirn und stand auf.

„Alexa?“ Er öffnete den Vorhang der Kabine leicht und lugte hinein.

Leer!

„Alexa?“ Seine Tonlage wurde lauter, leicht panisch sah er sich im Laden um. Die junge Frau die ihm die Sachen abgenommen hatte, kam ihm entgegen. Er packte sie an den Schultern. „Wo ist meine Frau?“ Sie sah ihn erschrocken an. „Tut mir leid, sie sagte sie hätte eine Überraschung für sie und ist zur Hintertür raus!“ „Was? Wann war das?“

„Vor ein paar Minuten!“

Jarod drehte sich auf dem Absatz herum und wollte aus dem Laden stürmen. „He!“ Die Verkäuferin bekam ihn am Arm zu fassen: „Sie müssen noch bezahlen!” Jarod brummte verärgert.

Als er schließlich auf der Straße stand, musste er mit aller Gewalt seine Wut niederkämpfen. Sie hatte ihn verladen!

Was war es, das sie so vehement vor ihm zu verbergen versuchte? Er ging zurück ins Motel, da er nicht gefahrlos durch Blue Cove laufen konnte! Als er das Motel erreichte, war seine Wut auf dem Siedepunkt angelangt.

„Komm du  mir nach Hause!“ Fauchte er aufgebracht, als er die Hotelzimmertür hinter sich zuknallte.

 *

Die beiden Frauen umarmten sich kurz. „Lass uns reingehen, während wir reden. Das ist unauffälliger, als wenn wir hier herumstehen!“ Bat Alexa. Samantha nickte: „Hm! Mir sind sie auch aufgefallen! Bei mir waren sie sogar schon handgreiflich!“ „Hast du jemand erkannt?“ „Nein! Ein Fernschuß hat den Reifen platzen lassen!“ Sie betraten das Bistro. „Dann haben wir es wenigstens schön warm, während die sich draußen den Arsch abfrieren können!“ Frohlockte Samantha.

Nachdem die beide Frauen Platz genommen hatten und jede eine Tasse dampfenden Kaffee vor sich stehen hatte, sahen sie sich eine Zeitlang nur an. Sam lächelte: „Sei mir nicht böse, aber... hast du zugenommen?“ Alexa erschrak. Sam bemerkte es. „Wieso?“ Wollte Alexa wissen. „Na ja... du... du... siehst irgendwie ein bisschen rundlicher aus!“

„Ich bin schwanger!“ Platzte es aus Alexa heraus. Sie barg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte los. Sam sah sie bestürzt an. Im ersten Moment wusste sie nicht wie sie reagieren sollte. Ihre Gedanken fuhren Karussell. Sie strich ihrer Freundin sanft über den Rücken.

„Jarod weiß es nicht, hab ich recht?“

Alexa nickte und grapschte nach der Serviette in die sie sich kräftig schnäuzte.

„Es war keine Absicht, Sam. Ich weiß einfach nicht wie ich es ihm sagen soll! Er wird nur noch auf mich und das Kind achten, aber nicht mehr auf sich selbst. Ich will ihn nicht verlieren. Ich liebe ihn so sehr!“ Eine erneute Tränenflut bahnte sich ihren Weg.

Endlich konnte sie mit jemanden sprechen!

Samantha fühlte sich etwas hilflos der Situation gegenüber. Unter normalen Umständen, wäre alles viel leichter gewesen, aber in Anbetracht ihrer verzwickten Lage, wusste sie nicht, wozu sie Alexa raten sollte. Das diese auf einen Rat wartete war Sam sonnenklar.

„Was soll ich tun, Sam?“ Mit tränennassen Augen, sah Alexa Samantha an.

„Alexa! Ich hoffe du hast nicht vergessen, das Jarod ein Pretender ist?“

„Was soll.... du... du... meinst ? "

Sam nickte.

Alexa unterdrückte das Verlangen aufzuspringen und panisch hin und her zu laufen.

„Warum sprichst du nicht mit ihm?“ Wollte Samantha wissen.

„Ich kann nicht!“

„Wieso?“

„Das sagte ich doch schon! Er wird das Baby wollen und dann seine Sicherheit vernachlässigen!“

Sam schüttelte entschieden ihren Kopf.

„Das glaub ich nicht!“

Alexa sah sie zweifelnd an:

„Meinst du wirklich?“

„Ja! Ganz sicher!“

Alexa schniefte.

„Na schön, ich werd mit ihm reden, falls er mich zu Wort kommen lässt. Ich hab ihn nämlich in der Boutique stehen lassen!“

„Oh Gott, Alexa! Wie weit ist es mit uns gekommen?”

„Es ist müßig darüber nachzudenken, wichtiger ist im Moment wie wir die beiden ausschalten!“ Alexa hatte sich wieder im Griff und sie konnte wieder klar denken!

„Wir locken sie weg von ihr, wo es etwas einsamer ist, dann...!“ Samantha sprach es nicht aus. Beide wussten was sie zu tun hatten.

„Glaubst du, du schaffst es, in deinem Zustand?“ Hakte Samantha vorsichtig nach.

„Ich bin schwanger, nicht gebrechlich!“ Begehrte Alexa auf.

Sam legte einen Geldschein auf den Tisch und stand auf.

„Gut! Du musst es wissen!“ Alexa folgte ihr. Sie nahmen Alexas Wagen und fuhren langsam durch die Stadt um sicherzustellen, das ihre Verfolger sie nicht verloren.

Nachdem sie Blue Cove hinter sich ließen und auf der Landstraße fuhren, erhöhte Samantha die Geschwindigkeit etwas. Der dunkelblaue Wagen blieb immer zwei Autolängen hinter ihnen.

„Für wie blöd hält uns Mutambo eigentlich?“ Murmelte Alexa  vor sich hin.

„Falsche Frage! Für wie gut hält er seine Männer? Ich hab die zwei noch nie vorher gesehen. Nicht einmal damals in Afrika!“ Erwiderte Samantha. Alexa grinste: „Er ist doch immer wieder für Überraschungen gut, dieses Ekel!“

Nach fast dreißig Minuten Fahrt fragte Alexa.  

„Worauf warten die noch?“

„Die wollen uns mürbe machen!“ Kam es von Sam. Als wäre das, das Stichwort gewesen, scherte der Wagen hinter ihnen plötzlich aus.

„Es geht los!“ Sagte Sam ruhig.

„Auf mein Kommando!“ Befahl Alexa während sie ihre Waffe durchlud. Sam wandte den Kopf zur Seite und sah auf den Beifahrer des dunkelblauen Wagens, der jetzt auf gleicher Höhe mit ihnen war. Sie blickte ihn die Mündung einer Schnellfeuerwaffe und grinste kalt.

„Jetzt!“

Samantha trat sie auf die Bremse, nicht zu hastig, um den Wagen am Wegrutschen zu hindern. Er schlingerte etwas doch Sam hielt ihn unter Kontrolle. Zwischenzeitlich hatte Alexa das Fenster runterfahren lassen. Sie zwängte ihren halben Oberkörper durch die Öffnung. Eiskalter Fahrtwind schlug ihr ins Gesicht. Mutambos Killer hatte das Überholmanöver Ärger gebracht. Der Wagen schleuderte gefährlich von einer Seite zur anderen. -Gut!- Dachte Alexa und versuchte mit zusammengekniffenen Augen das Ziel zu erfassen, dann drückte sie ab. Ihre Waffe feuerte zweimal bevor der Wagen vor ihnen die Straße endgültig verließ. Alexas Kugel zerschoss den rechten Hinterreifen. „Stopp!“ Schrie Alexa und versuchte wieder ins Innere des Wagens zu kommen. Samantha gelang es fast auf gleicher Höhe mit dem dunkelblauen Wagen zum Stehen zu kommen. „Scheiß Glatteis!“ Fluchte sie. Die beiden Frauen verließen ihren Wagen und liefen so gut es ging mit schussbereiten Waffen auf ihre Verfolger zu. Der Beifahrer  war nach vorne geknallt, da er sich aus tötungstechnischen Gründen nicht angeschnallt hatte. Der Fahrer war eingequetscht worden. Sam riss die Fahrertür mit Schwung auf und ehe der Fahrer es sich bewusst wurde war es vorbei. Gleichzeitig war Alexa bei dem Beifahrer angelangt, der benommen den Kopf schüttelte um zu sich zu kommen. Alexa drückte ihm die Mündung auf die Stirn und drückte ebenfalls ab.

Die zwei Schüsse verhallten ungehört in der winterlichen Landschaft.

„Saubere Arbeit!“ Lobte Samantha grinsend. „Danke!“ Erwiderte Alexa trocken. Sie wandte sich ab und übergab sich. Samantha kam herum und nahm sie in den Arm. „Daran werde ich mich nie gewöhnen!“ Kam es von Alexa. „Es ist jetzt vorbei!“ Versuchte Sam ihre Freundin zu trösten. „Nein!“ Entgegnete Alexa. „Erst wenn Mutambo tot ist – ist wirklich alles vorbei!“ Samantha seufzte. Wo sie recht hatte, hatte sie recht. „Komm lass uns fahren, bevor jemand vorbei kommt!“ Zusammen gingen sie zum Wagen zurück. Zwei unbekannte Leichen zurücklassend.

 *

Als Alexa ziemlich geschafft und müde in das Motelzimmer zurückkehrte, das sie mit Jarod bewohnte, beschlich sie ein flaues Gefühl. Sie schloß die Tür leise hinter sich und lehnte sich dagegen. Jarod saß im Sessel und sah ihr entgegen. Seine Miene verhieß nichts gutes.

„Hallo!“ Sagte Alexa leise.

„Hallo!“ Gab er zurück. Seine Stimme klang kalt.

Alexa erinnerte sich daran, was Samantha ihr vor Jahren eingeschärft hatte.

-Angriff ist die beste Verteidigung!- Und: -Männer wollen umgarnt werden!-

„Jarod es tut mir leid! Aber ich konnte nicht anders handeln!“ Sie kam langsam auf ihn zu.

„Warum?“ Alexa spürte deutlich wie verletzt er war.

„Ich habe mich mit Samantha getroffen. Sie ist ziemlich fertig und an Lyle kann sie sich nicht wenden. Wir waren in einem Cafe und haben stundenlang nur geredet...!“

„Du weißt ich hätte Sam möglicherweise auch helfen können!“

Alexa kniete vor ihm nieder und nahm seine Hand ihn ihre.

„Weiß ich, aber ich habe Angst um dich! Es ist schon gefährlich genug für dich hier in Blue Cove. Ich wollte vermeiden, das dir etwas passiert! Das würde ich nicht überleben! Ich liebe dich!“ Sie sah ihn direkt in die Augen.

Jarod spürte wie seine Wut verrauchte. Doch so einfach wollte er sie nicht davon kommen lassen. Nur, leider war seine Erfahrung in Punkto Frauen nicht sehr groß.

Alexas freie Hand fuhr über seinen Oberschenkel. „Bist du  mir noch böse?“ Schnurrte sie.

„Ja!“ Es klang halbherzig, doch Jarod versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben.  „Warum?“ Alexa schmiegte sich an Jarod, doch er ging nicht darauf ein: „Was hat es mit diesem Päckchen auf sich?“  Für einen Moment war Alexa perplex. Sie wich von ihm zurück: „Was für ein Päckchen?“ „Alexa!“ Sagte Jarod genervt. „Hör auf mit diesen Spielchen! Ich bin kein Idiot! Das Päckchen, das für dich im Centre abgegeben wurde!“ Alexa fiel aus allen Wolken. „Für mich wurde ein Päckchen im Centre abgegeben? Wieso weiß ich nichts davon? Woher weißt du das?“ „Sydney hat es mir erzählt!“ Gab Jarod zu.  „Was war denn drin?“ Wollte Alexa wissen. „Das weiß er nicht! Samantha hat es ihm abgenommen!“ Berichtete Jarod weiter. Alexa stützte nachdenklich den Kopf in die Hände. „Sie hat mir überhaupt nichts von einem Päckchen erzählt!“ „Hast du wenigstens eine Ahnung, was beinhalten konnte?“ Forschte Jarod weiter. „Nein!“ Alexa schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann mir nicht einmal denken, wer mir ins Centre ein Päckchen schicken sollte!“

-Mutambo!-

Schließlich stand sie entschlossen auf. „Ich werde Samantha das nächste Mal danach fragen. Das interessiert mich jetzt  auch!“ Jarod sah ihr nach, als sie ins Bad ging.

 *

Mitten in der Nacht wachte Alexa auf. Sie verspürte eine unbändige Lust auf Süßsaures. Sie versuchte es niederzukämpfen, doch es gelang ihr nicht. So schlich sie leise aus dem Bett, zog sich etwas über und verließ auf leisen Sohlen das Motelzimmer.

Schlaftrunken wälzte sich Jarod auf die Seite, seine Hand streckte sich nach Alexa aus.

Nichts! Ihre Seite war leer!

Mit einem Schlag war er hellwach und fuhr hoch.

„Nicht schon wieder!“ Rief er aus und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Das Zimmer war leer, doch ihre Seite war noch warm. Sie konnte noch nicht lange weg sein.

„Diesmal entwischt du mir nicht!“ Er angelte nach seiner Hose und schlüpfte schnell hinein. Wutentbrannt griff er nach dem Türknauf und riss die Tür auf.

Alexa fuhr erschrocken zurück und versuchte etwas hinter ihrem Rücken zu verstecken, das Jarod zwar nicht entging, ihn im Moment aber auch nicht sonderlich interessierte.

„Wo warst du?“ Blaffte er sie an. Sie drängelte sich an ihm vorbei.  Jarod knallte hinter ihr die Tür zu. Sie zuckte zusammen. „Was ist los?“ Fragte sie so unbefangen wie möglich.

Das brachte das Fass zum überlaufen.

„Was los ist?“ Schrie er unbeherrscht los. „Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“

Alexa sah ihn seltsam an und deutete auf seine Hose.

„Wolltest du weg?“

Jarod schnappte nach Luft: „Ich? Ich? Du rennst doch ständig davon. Wo warst du denn jetzt schon wieder, verdammt noch mal?“

„Ich hatte Hunger!“ Entgegnete Alexa gleichmütig.

-Wenn ich nicht endlich diese Gurken essen kann, bring ich ihn um!- Sie drehte nervös das Gurkenglas hinter ihrem Rücken.

„Hunger?“ Mit ihrer Antwort hatte sie ihn völlig aus dem Konzept gebracht.

„Deine Ausreden werden auch immer unverfrorener!“ Schrie er.

„Es stimmt aber!“ Alexa hielt ihm das Glas vors Gesicht.

„Hier! Glaubst du mir nun?“ Brachte sie zornig hervor, noch immer von den ungezähmten Verlangen getrieben, endlich in eine dieser Gurken zu beißen.

Jarod starrte auf das Glas.

-Gurken? Aha!- Er nahm ihr das Glas aus der Hand, wohlwissend was er damit anrichtete.

Sie griff danach. „Gib es mir sofort zurück!“ Verlangte sie aufgebracht.

Jarod drehte sich weg, Alexa hörte das Geräusch das sich öffneten Glases. Jarod angelte nach einer Gurke, drehte sich wieder zu ihr um und biss herzhaft hinein.

Für einen kleinen Augenblick hatte er Angst, sie würde ihn anfallen, so böse funkelte sie ihn an.

„Hmm!“ Kam es genießerisch von ihm.

„Gib her!“ Fauchte Alexa und griff nach dem Glas, doch er war schneller und hielt es hoch.

„Kann es sein, das du mir etwas zu sagen hast?“

„Ja! Nein! Gib her!“

„Ich höre!“

Jarod neigte seinen Kopf leicht zur Seite. „So gut schmecken die gar nicht! Vielleicht sollte ich sie zurückbringen?“ Sein Blick richtete sich auf das Glas.

„Wir sind schwanger!“ Platzte es aus Alexa heraus, die glaubte wahnsinnig zu werden, wenn er so weiter machte.

„Wir?“ Echote Jarod und konnte  sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Nein! Du... quatsch. Ich... du weißt genau was ich meine. Gib mir jetzt das Glas, wenn du den morgigen Tag noch erleben willst!“

„Oh, wer bin ich denn, das ich mich mit einer Schwangeren anlegen werde!“

Endlich reichte er ihr das Glas.

Alexa riss es ihm aus der Hand, tauchte ihre Finger hinein und angelte sich eine Gurke. Mit zwei Bissen war die Gurke weg.

„Hmm... !“ Seufzte sie glücklich

*

Als beide wenig später wieder im Bett lagen und sich Alexa in Jarods Arme kuschelte, fragte er leise: „Warum hast du es mir nicht sofort gesagt, nachdem du es wusstest?“ Sie seufzte leise: „Ich hatte Angst! Angst, das du, wenn du es weißt, dich nur noch auf mich und das Baby konzentrierst, deine eigene Sicherheit aber vernachlässigst!“ Antwortete sie wahrheitsgemäß. „Nur aus diesem Grund?“ Jarod konnte es nicht fassen. Alexa nickte. „Okay, ich gebe ja zu, das ich dich belogen habe, aber nicht in diesem Punkt!“ Sie richtete sich auf. „Jarod, ich liebe dich! Ich will dich nicht verlieren!“ Jarod drückte Alexa fest an sich. „Du brauchst keine Angst um mich zu haben, das verspreche ich dir! Willst du das Baby?“ Abwartend sah er sie an. „Ich... ich... ja! Ich will es, ich weiß natürlich was es heißt, in unserer Situation ein Baby zu bekommen, aber wir werden es schaffen, oder?“ Das letzte Wort hatte sie ängstlich ausgesprochen.  Jarod küsste sie auf die Stirn. „Ja, das werden wir!“

Jarod war in diesem Augenblick klar, das er seine Ängste Alexa nicht zeigen durfte.

Sein Kind würde seine Fähigkeiten erben! Wenn auch nur irgendwer aus dem Centre von Alexas Schwangerschaft erfuhr, dann war das was er, bereits hinter sich hatte, nichts in dem Vergleich mit dem, was auf sie zukommen würde.

„Weiß sonst noch jemand von dem Baby?“ Fragte er leise.

„Samantha!“ Murmelte Alexa.

Jarod überkam es kalt. Sie mochte Alexas Freundin sein, aber sie arbeitete im Centre und sie lebte mit Lyle zusammen!

„Bist du sicher, dass du ihr trauen kannst?“ Wollte er wissen.

„Sie ist meine Freundin!“ Begehrte Alexa auf, die den feinen Unterton in seiner Stimme, wohl wahrgenommen hatte.

„Ich hoffe du behältst recht!“ Gab er tonlos zurück.

„Ganz bestimmt!“ Alexa richtete sich auf und küsste Jarod zärtlich. „Ich bin müde, ich werd schlafen!“ Murmelte sie, kuschelte sich eng an Jarod und zog sich die Decke über.

Jarod hielt seine Freundin im Arm und schloss ebenfalls die Augen. Doch es dauerte sehr lange, bevor auch er in einen unruhigen Schlaf fiel.

 *

Es war kurz vor Mitternacht als Samantha leise die Tür zu ihrem Apartment aufschloss. Sofort fuhr Lyle von der Couch hoch, auf der er die letzten Stunden verbracht hatte. Seine Wut bekam Oberhand, als er auf sie zustürmte. „Wo warst du so lange?“ Fauchte er aufgebracht.

Sam sah ihn erschrocken an: „Tut mir leid, ich weiß das es spät...!“ Sie bekam keine Gelegenheit ihren Satz zu beenden, da Lyle kurz vor einer mittleren Explosion stand. Er zog auf und schlug zu. Doch sein Schlag kam nie an. Reflexartig riss Sam ihren linken Arm hoch und blockte ab, gleichzeitig schoss ihre rechte Faust vor. Noch im letzten Moment stoppte Sam ihren Schlag.  Beide starrten sich wortlos an. In beiden loderte die Wut. Langsam nahm Lyle seine Hand herunter und auch Samantha lies ihre Arme sinken.

-Das ist nicht meine Sekretärin!-

„Wer bist du?“ Seine Stimme war gefährlich leise. Eine unverhohlene Drohung lag in ihr. Doch Samantha beeindruckte das nicht. Sie war bereits anderen Gefahren ausgesetzt gewesen als einem Lyle Parker. „Tagsüber deine Sekretärin, nachts deine Geliebte! Schon vergessen?“ Fauchte sie wütend.

Sie wollte an ihm vorbei, als er sie am Arm packte und zu sich herumriss.

„Wo hast du das gelernt?“ Lyles Augen schienen Blitze zu schießen.

„Willie hat es mir beigebracht!“ Samantha machte sich aus seinem Griff frei und ging ins Schlafzimmer.

„Verdammt!“ Fluchte Lyle leise.

Immer wenn er glaubte kurz davor zu stehen, Sams Geheimnis zu lüften, befand er sich wieder am Anfang! Es machte ihn wütend und unbeherrscht! Lyle stürmte hinter Samantha her.

„Weich mir nicht dauernd aus!“ Verlangte er.

Sam sah ihn erstaunt an. „Von was redest du? Ich weiche dir nicht aus! Mir scheint du hast ein Problem! Warum glaubst du eigentlich ich bin nicht die ich vorgebe zu sein!“ „Das hab ich nie behauptet!“ Wich er aus. Sam sah ihn hochmütig an. Etwas in ihrem Blick sagte Lyle, das sie auch anders sein konnte. Einen kleinen Vorgeschmack hatte er soeben bekommen!

Er lächelte.

-Na schön, dann eben anders!-

„Bist du mal auf den Gedanken gekommen, das ich mir Sorgen um dich mache?“ Er kam zu ihr, setzte sich aufs Bett und zog sie neben sich.

„Warst du beim Arzt?“ Eindringlich sah er sie an.

„Wieso?“ Samantha hatte ihre Lüge bereits wieder vergessen.

„Sam!“

Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

-Scheisse!-

„Nein, ich... ich... hab mir einen Test aus dem Drugstore geholt!“

„Und? Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“

„Du hast Glück, wir müssen es wohl auf einen zweiten Versuch ankommen lassen!“ Sagte sie leichthin.

Lyle grinste böse.

„Okay!“ Mit einer schnellen Bewegung war er über ihr und drückte sie aufs Bett. „Soll mir recht sein!“ Murmelte er leise bevor er sie küsste. Sam strampelte unter ihm. „Laß mich, ich hab keine Lust!“ Doch er hielt sie fest. „Keine Lust? Ich schon!“ „Hör auf Lyle!“ Verlangte Samantha. Urplötzlich gab er nach. „Na schön!“ Er rollte von ihr herunter. Samantha stand auf und ging ins Badezimmer.

Zum ersten Mal erreichte Sam einen Moment, an dem sie am liebsten ihre Sachen gepackt hätte und gegangen wäre. Zwei Dinge hielten sie zurück:

Ihre verhängnisvolle Liebe zu Lyle und der Befehl von IHM!

Das es mit ihnen beiden nicht gut enden würde, war Samantha ihn diesem Augenblick so klar wie das Wasser eines Bergsees.

Irgendwann würde Lyle auch ihr gegenüber sein wahres Gesicht zeigen! Weit entfernt war schon heute nicht davon!

 20. Januar 1998, Blue Cove Delaware:

Seit zwei Tagen blieben die Meldungen aus. Mutambo knurrte wie ein gereizter Löwe als er daran dachte, dass dies das Todesdatum der beiden Weiber hätte sein sollen. Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Es konnte doch nicht sein, dass zwei seiner Männer aus dem Geheimbund nicht in der Lage waren King und Stevens zu stellen und zu eliminieren. Er griff nach dem Telefon: „Rezeption! Eine Verbindung nach Zentralafrika, bitte!“ Er wartete. Schließlich klingelte das Telefon: „Vermittlung! Verbinden sie mich mit folgender Nummer....!“ Es dauerte etwas bis sich jemand meldete.

„Hier ist Mutambo! Gibt es eine Rückmeldung?“ Er lauschte schweigend. Als sein Gesprächspartner endete, gab er einen Wutlaut von sich und knallte den Hörer auf die Gabel. „Ich bringe die beiden eigenhändig um!“

16. Januar 1998  SanDiego

17. Januar 1998  Blue Cove

17. Januar 1998 Blue Cove im Hotel

 20. Januar 1998

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