Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 20.6.1937:

Olympiastadion Berlin / 101.000 Zuschauer

1. FC Nürnberg - FC Schalke 04 0:2(0:1)

1. FCN: Köhl - Billmann, Munkert - Hans Uebelein I, Carolin, Oehm - Gußner, Eiberger, Friedel, Josef Schmitt (60. Rot), Julius Uebelein II
FC Schalke 04: Klodt - Bornemann, Schweißfurth - Gellesch, Tibulski, Berg - Kalwitzki, Szepan, Poertgen, Kuzorra, Urban
Schiedsrichter: Alfred Birlem (Berlin)
Tore: 0:1 Urban (26.), 0:2 Kalwitzki (80.)
Deutscher Vize-Meister 1937

Deutscher Vize-Meister 1937



Eine spannendere Finalpaarung konnte es kaum geben. "Club oder Schalke?" fragte der 'Fußball' in seinem Vorbericht und ließ noch einmal die vergangenen Duelle der beiden Rivalen Revue passieren: Das 1934er Endspiel, das 1935er Pokalendspiel, das 1936er Halbfinale. Zweimal hatten die Franken die Nase vorn gehabt, einmal die Schalker. Wer würde am 20. Juni 1937 jubeln können?
Zum ersten Mal ging das Finale im Berliner Olympiastadion über die Bühne, das mit 100.000 Zuschauern einen neuen Rekordbesuch meldete. Unter ihnen waren Reichsminister Rudolf Heß und Reichssportführer von Tschammer und Osten, die sich vor dem Spiel feiern ließen. Als die beiden Mannschaften, angeführt von Schiedsrichter Birlem, das Spielfeld betraten, stieg der Lärmpegel trotz unablässig strömenden Regens noch einmal an. Die Nürnberger freute der Regen. "Club-Wetter", meinte Kapitän Billmann mit einem prüfenden Blick gen Himmel. Dann begann das Endspiel um die dreißigste deutsche Meisterschaft.
Die Finalpaarung Nürnberg gegen Schalke versprach Hochspannung. Zum ersten Mal gab es sogar ein Programmheft, welches für 20 Pfennige erworben werden konnte. Viele benutzten es nach dem Lesen als Regendach, denn Berlin lag unter dicken grauen Wolken - nach dem langen und trockenen Sommer eigentlich eine Wohltat. "Aber warum ausgerechnet heute?", fragten sich die Fans, die pudelnaß ins Stadion strömen. Über 100.000 - Rekordbesuch - waren da, als Schiedsrichter Birlem die Mannschaften aufs Feld führte. Beide Trainer konnten ihre stärksten Teams aufbieten, auch die angeschlagenen Poertgen und Kuzorra waren dabei. Zwölf Nationalspieler, auf beiden Seiten sechs, standen auf dem Spielfeld: Nürnbergs komplette Verteidigung - Schalkes Offensivreihe.
Pünktlich um vier Uhr pfiff der ganz in weiß gekleidete Schiedsrichter das Spiel an. Schalke begann offensiv und legte ein ungeheures Tempo vor. Nürnbergs Keeper Köhl hatte kaum Zeit zum Luftholen. Doch im langsam nachlassenden Regen, der schließlich ganz aufhörte, vergaßen die Knappen das Toreschießen. Nach zwanzig Minuten, es stand noch immer 0:0, verletzte Tibulski sich bei einem Zusammenprall mit Friedel und mußte auf die rechte Läuferposition wechseln. Das Spiel verflachte nun zusehends, denn keine der beiden Mannschaften brachte erfolgversprechende Angriffe zustande.
Sechs Minuten später tobte das Stadion. Der angeschlagene Tibulski hatte Kuzorra bedient, der den Ball wiederum zum freistehenden Urban weitergeleitet hatte. Flach und mit unglaublicher Präzision versenkte "Adda" ihn zur überraschenden Schalker Führung im FCN-Gehäuse.
Im zweiten Spielabschnitt kam Härte auf. Insbesondere die Nürnberger versuchten, ihre spielerischen Mängel durch kämpferischen Einsatz wettzumachen. In der 60. Minute sorgte Sepp Schmitt für einen Eklat, als er Kalwitzki regelrecht zusammentrat. Während der Schalker vom Platz getragen wurde, wies Schiedsrichter Birlem den Übeltäter unter Buhrufen des empörten Publikums vom Platz.
Trotz des knappen Resultates war das Spiel damit praktisch entschieden, denn zu zehnt waren die Nürnberger noch schwächer als zuvor. Zehn Minuten vor Schluß sorgte der wiedergenesene Kalwitzki für die endgültige Entscheidung.
"Hi-ha-ho - Nürnberg ist k.o.", hallte es in Abwandlung des Nürnberger Schlachtrufes durchs Stadion. Nach Spielschluß waren - mit Ausnahme der feiernden Schalker - alle enttäuscht. Die Medien beklagten eines "der schlechtesten Endspiele aller Zeiten", das durchnäßte Publikum ging gelangweilt nach Hause und die Nürnberger waren sowieso traurig. Als Reichssportführer von Tschammer und Osten dem Sieger die Viktoria überreichte, rafften sich die Zuschauer noch einmal zu einem warmen Beifall für Schalke auf, dann war der Endspieltag beendet.

(Spielbericht entnommen aus Hardy Grüne "Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga")

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