Ohne
Auto geht's nicht
"Bei mir zuhause gibt es -
glaube ich - gar keine öffentlichen Verkehrsmittel, die ich
benutzen könnte"
... vermutet er, ist sich
eigentlich ganz sicher.
"Es ist ja auch eine Frechheit,
was die für den Bus verlangen"
... schimpft er und
schiebt gerade ein paar hundert Euro für Kundendienst, Waschen
und Volltanken über den Tisch.
"Der Zug ist eh immer
unpünktlich, das könnt' ich mir gar nicht leisten"
...
wettert er, schon sichtlich genervt, im Stau auf der Nürnberger
Stadtautobahn.
"Der Maier fährt sogar zum
Bäcker mit dem Auto, den sollten Sie fragen"
...
argumentiert er auf dem Weg zum Friseur.
"Der Schulweg ist heutzutage
viel zu gefährlich!"
... schneidet er mir das Wort
ab, während sich die Wagenkolonne besorgter Eltern vor die
Schulhaustür wälzt.
"Mit dem Zug hätten wir
den Streß mit Umsteigen, und dann mit dem ganzen Gepäck
..."
... jammert er, kaum noch konzentriert, auf der
rappelvollen Urlauberautobahn nach Italien.
"Ja, ohne Kinder können
Sie das machen, aber mit Familie gibt es keine Alternative zum
Auto"
... seufzt er, fast sehnsüchtig, als seine
gelangweilten, zur Bewegungslosigkeit verdammten Bälger auf dem
Rücksitz endlich eine Quengelpause machen.
"Wie wollen Sie denn ohne Auto
in diesen verlassenen Ort kommen, sagen Sie selbst?"
...
fragt er väterlich von oben herab, während die Buslinie
Bahnhof-Innenstadt ihn überholt.
"Ich kaufe die Getränke
immer beim Großmarkt in xxx! Da spare ich pro Kasten fast 70
Cent!"
... verrät er augenzwinkernd, vergißt
aber die deutlich höheren Kilometerkosten seines Autos für
diese Strecke einzukalkulieren.
"Nein, also, bei dem Regen kann
man doch nicht mit dem Rad fahren!"
... ereifert er sich,
weil er den Bus schon längst vergessen hat.
"Wie soll ich denn die
Bierkästen sonst transportieren, auch wenn es nur 500 m zum
Edeka sind?"
... schimpft er ob meiner Frage, und fährt
vor Ärger fast gegen meine Sackkarre.
"Um diese Zeit fährt eh
kein Bus"
... sagt er und sucht eine Lücke in der
Kolonne der vielen, die aus diesem Grunde die Strecke mit dem Auto
befahren.
"Morgens früh aufs Rad? Da
bin ich ja noch gar nicht wach!"
... lächelt er müde
und begibt sich halbverschlafen in den Verkehr.
"Abends bin ich so fertig, da
fahr ich nicht auch noch mit dem Rad heim"
... erklärt
er mir und fährt nach Dienstschluß mit dem Wagen zum
Fitness-center.
"Ich möchte heimfahren
können, wann ich will"
... sagt er auf der Party und
erkauft sich die 30 Minuten gesparter Wartezeit mit abendfüllendem
Verzicht auf den guten Bordeaux.
"Zum Kuckuck, ich fahre einfach gerne Auto!"
Na also, warum nicht gleich?
(Um Mißverständnissen vorzubeugen: Nichts gegen Autos. Nur gegen faule Ausreden!)