Nicht einfach gelber Staub

Pollen ist nicht gleich Pollen.

Wer unter Heuschnupfen leidet, weiß wohl zu unterscheiden, oder der gelbe Staub von Hasel, Steinobst oder Gräsern stammt. Auch die Pflanzen können unterscheiden, ob das herangeflogene oder von einer Biene angeschleppte gelbe Korn von einer Kirsche oder einem Apfel stammt. Schließlich darf nur eine Keimzelle der eigenen Art Zutritt zum Fruchtknoten und damit zur Eizelle bekommen. Sonst könnte man schließlich Tulpen mit Kopfsalat kreuzen ...

Schon die Farbe ist unterschiedlich – in den Pollenwaben der Bienen findet man fast weißen, gelben, roten und fast schwarzen Blütenstaub, letzteres zeigt auch das Tulpenbild rechts.

Wie stellt die Pflanze sicher, daß nur eigener Pollen zur Eizelle gelangt?

Blühende Tulpe mit einem Kranz aus Staubblättern und der klebrigen Narbe auf dem Fruchtknoten in der Mitte.

Zunächst sorgen die unterschiedlichen Blütenformen dafür, daß nur bestimmte Insekten sie besuchen, das erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß zwei Blüten der gleichen Art nacheinander aufgesucht werden und damit der "richtige" Pollen mitgebracht wird, gewaltig.

Nur Schmetterlinge und andere Insekten mit langem Rüssel erreichen den Nektar in Blüten mit langen Kronröhren. Schwere Insekten tun sich schwer mit kleinen, filigranen Blüten, finden aber z.B. Platz in den bauchig aufgeblasenen Röhren des Indischen Springkrauts. Oder Blüten locken nur ganz bestimmte Insekten an, wie der Aronstab die Fliegen mit Aasgeruch oder manche Orchideenarten, die durch ihr Aussehen einen Artgenossen (und möglichen Geschlechtspartner?) vorgaukeln.


Die Kronröhren der Schlüsselblume sind nicht allen Insekten zugänglich

Den Aasgeruch des Aronstabs mögen nur Fliegen

Die einfachste Lösung scheinen Tomaten und Löwenzahn gefunden zu haben – aber nur auf den ersten Blick. Wie einige andere Pflanzen bestäuben sie sich gleich selbst, schließlich ist der Weg vom Staubblatt zur Narbe nur ein paar Millimeter weit. Der Nachteil: Die zwangsläufig damit verbundene Inzucht verhindert den Austausch von Erbgut zwischen den Individuen.

Aber auch andere - nicht selbstbestäubende - Pflanzen haben dieses Problem: Pollen der eigenen Art ja, aber bitteschön nicht aus der eigenen Blüte.

Die Tricks, wie Blüten Selbstbestäubung vermeiden, sind wieder ein eigenes Thema (in Arbeit).

Auch die dickste Hummel findet Platz in den Kronröhren des Indischen Springkrauts.

Diese Orchidee bildet Insekten nach.



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Photos: Görtz