Rein pflanzlich!

Chemie ist böse, schädlich, unnatürlich. Gesund ist, was Mutter Natur hervorbringt. Farben, Lebensmittel und Medikamente sind dann gut, wenn sie pflanzlich sind.
Wer solche pauschalen Phrasen übernimmt, macht es sich zu einfach. Schauen wir doch mal einigen Pflanzen auf die Finger ...


Daß es giftige Pflanzen gibt, ist ja allgemein bekannt. Zierpflanzen, vor denen Eltern mit kleinen Kindern einen Bogen machen, weil sich hinter der harmlosen grünen Schale ein tödlicher Kern verbirgt: Das Taxin der Eibe (benannt nach deren wissenschaftlichem Namen Taxus baccata), das außer dem fleischig-roten Arillus die ganze Pflanze gefährlich macht. Die bekannte Engelstrompete, der Eisenhut, Hahnenfuß, Trollblume, Goldregen ... alle sind sie mehr oder weniger giftig.

Nicotiana tabacum (Tabak, Bild rechts) wird sogar gerade wegen seines Giftes angebaut - Nikotin ist eine farblose, klare Flüssigkeit, von der bereits geringste Mengen tödlich wirken. Eine einzige Zigarette wäre lebensgefährlich, würde nicht der größte Teil des Giftes vor dem Einatmen des Rauchs verbrennen.

Na gut, aber diese Pflanzen werden schließlich nicht gegessen!

Schauen wir uns aber die Tomate an: Tomatin wird von der Pflanze als wirksamer Schutz gegen Insekten gebildet. Nicht ganz reife oder gar grüne Tomaten enthalten nicht wenig davon. Erst bei der vollständigen Fruchtreife wird der Stoff abgebaut.

Ein kritischer Blick ist also angebracht, bei chemischen wie natürlichen Produkten. Bei ersteren weiß man immerhin, was drin ist. Pflanzen enthalten meist hunderte von verschiedenen Inhaltsstoffen, die nicht immer nur segensreich wirken.

Keine Pflanze sieht ihre Aufgabe darin, Nahrung für den Menschen zu produzieren - man darf ihnen daher auch nicht verübeln, daß sie sich durch zahlreiche Gifte dagegen zu schützen versuchen, angeknabbert zu werden.


zurück zur Schaukastenauswahl

zurück zur Startseite



Auch die anderen Angehörigen der Nachtschattengewächse sind nicht besser: die eßbare und ungefährliche Kartoffelknolle (sofern sie keine grünen Teile enthält!) wächst an einer giftigen Pflanze, ebenso Aubergine, Chili und Paprika. Tollkirsche, Stechapfel und andere verzichten ganz auf genießbare Teile, ihr gefährlicher Ruf eilt ihnen voraus.

Bohnen sind sowieso giftig, solange sie nicht gekocht worden sind.

Viele Pflanzen sind nur deshalb für uns unschädlich, weil wir sie und damit die enthaltenen Substanzen in nur geringer Menge konsumieren:

Kaffee (Bild oben), Guaraná, Maté, Tee und Cola enthalten Coffein, Kakao (Bild links) außerdem Theobromin. Beides anregend wirkende Alkaloide, deren Überdosierung durchaus gefährlich werden kann.

Krappwurzel wurde lange Zeit zum Färben von Ostereiern verwendet - bis der rein pflanzliche rote Farbstoff wegen seiner möglichen Giftigkeit ins Gerede kam.

Das Gesündeste überhaupt ist doch wohl Kräutertee - oder?

Huflattich ist nicht die einzige Teepflanze, die oft sorglos in großer Menge getrunken wird, obwohl sich unter ihren vielen Inhaltsstoffen auch solche verbergen (Pyrrolizidinalkaloide), die zur Vorsicht mahnen.